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Sport: Die letzte Hoffnung ist blond - An Effenberg richten sich die Bayern vor dem Rückspiel gegen Real auf

Stefan Effenberg ist wieder zurück, und was er allein bewirken kann, lief als visualisierter Feldversuch in der letzten Woche und war auf allen Fernsehern live zu sehen. Aus einer chaotischen Reisegruppe wurde binnen dreier Tage nach dem 0:2 bei Real Madrid eine Mannschaft, die im Berliner Pokalfinale kämpfte und spielte, dass es eine Wonne war.

Stefan Effenberg ist wieder zurück, und was er allein bewirken kann, lief als visualisierter Feldversuch in der letzten Woche und war auf allen Fernsehern live zu sehen. Aus einer chaotischen Reisegruppe wurde binnen dreier Tage nach dem 0:2 bei Real Madrid eine Mannschaft, die im Berliner Pokalfinale kämpfte und spielte, dass es eine Wonne war. Und alles offenbar nur wegen des Mitwirkens des Stefan Effenberg. Der musste zuletzt einige Male pausieren mit einem Muskelfaserriss in der Wade, und ohne ihn war die Bayern-Mannschaft vollkommen ohne Kopf und ohne Struktur. Die letzte große Hoffnung des FC Bayern München ist blond.

Der Auftritt vom Pokalfinale und der nie gefährdete 3:0-Sieg über Werder Bremen machen nun Hoffnung auch für das Halbfinal-Rückspiel in der Champions League gegen die Spanier. Und in München sind alle auf diesen heutigen Abend fixiert. Man fiebert. Man kann es kaum erwarten. Manager Uli Hoeneß spricht von "Euphorie wie nie", Präsident Franz Beckenbauer verbreitet mittels seiner persönlichen Zeitungskolumne, dass "mit dieser Leistung alles möglich ist". Und die Mannschaft selbst setzte sich nach dem Sieg im DFB-Pokal-Finale zusammen und verfasste einen offenen Brief an die Fans. Dort heißt es unter anderem, dass nunmehr "eines der wichtigsten, aber auch schwierigsten Spiele, das wir je bestritten haben" bevorstehe, der Fan wird aufgefordert "uns von der ersten bis zur letzten Minute zu unterstützen" und "eine Stimmung ins Olympiastadion zu zaubern, wie wir sie noch nie erlebt haben". Unterschrieben hat "im Namen der Mannschaft" natürlich Kapitän Stefan Effenberg.

Der steht nun wieder im Mittelpunkt und gibt sich gereizt. Die spanische Presse, so wurde ihm übersetzt, berichtete, dass der FC Bayern gegen Werder "nicht den leisesten Hauch von Spielwitz" gezeigt und Effenberg selbst gespielt habe "wie ein Holzfäller". Da kamen die Spanier genau an den Richtigen. "Vielen Dank für diese Worte", entgegnete Effenberg, "ich werde diesen Schwachsinn nicht kommentieren, sondern die Antwort auf dem Platz geben." Er werde das auch gerne an die Mannschaft weiterleiten, schließlich sei dann deren Einstellung "noch besser". Ohnehin weiß Effenberg recht gut, was möglich ist: "Wir sind in der Lage, in kürzester Zeit einige Tore zu schießen".

Es gibt zahlreiche Indizien, die den bayrischen Optimismus stützen. Die peinliche Auswärtsbilanz von Real gegen deutsche Mannschaften - in dreizehn Spielen erreichte man bei 9:34 Toren lediglich vier Mal ein Remis - ist dabei nur eine banale Randnotiz. Trainer Ottmar Hitzfeld verlässt sich lieber auf seine Spieler: "Jeder muss etwas Sensationelles leisten", sagt er ganz unbescheiden, aber seine besondere Gelassenheit am Vortag des großen Spiels ließ wissen, dass er das für möglich hält. Außerdem könne man Geduld haben, schließlich müsse man ja nur zwei Tore in 90 Minuten schießen. "Die Mannschaft weiß, dass sie stark sein kann, wenn jedes Rädchen funktioniert". Und wenn vor allem das Antriebs- und Schwungrad namens Effenberg wieder mit im Getriebe wirkt. Erforderlich ist vor allem eine ambivalente körperliche Verfassung: "Wir brauchen einen kühlen Kopf trotz heißen Herzens." Oder wie es Oliver Kahn ausdrückt: "Trotz aller Power müssen wir cool bleiben". Und Stefan Effenberg verspricht, dass "wir so ähnlich auftreten werden wie im Pokalendspiel, dann haben wir gegen Real Madrid eine Chance."

Sollen sie nur kommen, die Spanier - die Bayern haben jedenfalls keine Angst. Zumindest tun sie so. Moralische Unterstützung im so wichtigen Spiel gibt es immerhin reichlich. Alex Ferguson, der Trainer von Manchester United, telefonierte noch am Montagmittag in München an, ließ schöne Grüße an Ottmar Hitzfeld ausrichten und wünschte der Mannschaft viel Glück und den Einzug ins Finale am 24. Mai in Paris. Und so stand es schließlich auch geschrieben, im Brief der Mannschaft an die Fans: "Wir alle wollen nach Paris".Die Bayern im Internet

www.fcbayern.de

Detlef Dresslein

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