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Sport: Die letzte Rettung

Stefan Hermanns über das absehbare Ende des 1. FC Kaiserslautern Fußballfans sind traditionsbewusste Menschen.

Stefan Hermanns über das absehbare Ende des 1. FC Kaiserslautern

Fußballfans sind traditionsbewusste Menschen. Warum sonst hätte sich in den Achtzigerjahren jemand zu Schalke 04 bekennen sollen? Und warum sonst hoffen die Anhänger des 1. FC Kaiserslautern, dass ihr konsequent zu Tode gemisswirtschafteter Klub noch einen Retter findet? Das Fansein äußert sich in einer rückwärtsgewandten Sehnsucht nach der guten alten Zeit, und zu diesem liebevoll gepflegten Konservativismus gehört auch die Ablehnung aller Veränderungen am und um den Fußball. Bisher hat doch auch alles funktioniert. Eben, aber was passiert, wenn es nicht mehr funktioniert?

In Italien ist der Fußball in dieser Hinsicht schon weiter. Da ist der AC Florenz bereits dort angekommen, wo der 1. FC Kaiserslautern erst noch hinstrebt: in der vierten Liga. Und auch anderen italienischen Klubs geht es nicht gut. Die KirchKrise der Bundesliga verhält sich zum finanziellen Zustand der Serie A wie ein leichter Husten zur Hongkong- Grippe. Schlechte Zeiten aber sind immer auch gute Zeiten für neue Ideen, und während sich die Kreativität in Kaiserslautern darauf beschränkt, immer mehr Geld vom Land Rheinland-Pfalz zu fordern (was in schlechten Zeiten keine besonders gute Idee ist), gehen die Italiener dem Übel an die Wurzel. Oder versuchen es zumindest.

Die kleineren, das heißt besonders finanzschwachen Klubs haben jetzt einen Vorschlag zur Lösung der Krise unterbreitet. Sie wollen eine Mammutliga aus den 40 Erst- und Zweitligavereinen, die in zwei Gruppen eingeteilt werden und aus der niemand absteigen kann. „Fußball für Verrückte“, hat die „Gazzetta dello Sport“ diese Idee genannt. Die größeren, das heißt reichen Klubs wollen aber keine Mammut-, sondern eine Superliga. Den Zutritt sollen nur jene Klubs erhalten, die einen hohen Werbewert besitzen, unter anderem also der SSC Neapel, der vermutlich nur durch eine böse Laune des Schicksals dazu gezwungen ist, sich in der Zweiten Liga zu verdingen.

Absteigen soll auch aus dieser Superliga niemand. Die Einigkeit der Armen und Reichen in diesem Punkt ist bemerkenswert, und gerade das wird die traditionsbewussten Fußballfans beunruhigen. Die schleichende Amerikanisierung des europäischen Sports ist ihnen ein Gräuel. Einen Reiz an dieser Idee dürften allein die Fans des 1. FC Kaiserslautern entdecken. Eine Reform der Liga wäre wahrscheinlich der einzige Weg, ihren Klub noch vor dem Untergang zu retten.

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