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Sport: Die letzten Amateure

Der verschuldete Volleyball-Bundesligist ASV Dachau lebt vom Engagement seiner Spieler – heute tritt er in Berlin beim SCC an

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin – Die Rangliste steht. Torsten Schulz selbst hat sie aufgestellt. „Natürlich hat der Job oder das Studium Priorität, dann kommt die Familie und erst dann der Volleyball“, sagt der Trainer vom ASV Dachau. Schulz weiß, wovon er da redet. Die Dachauer pflegen auch nach ihrem Aufstieg in die Volleyball-Bundesliga ihren Amateurstatus. Überall fehlt das Geld, „bei uns verdient der Trainer ungefähr die Summen, die sonst schon in der bayerischen Regionalliga gezahlt werden“, sagt Spieler und Manager Markus Kürzinger. Auf 90 000 Euro beläuft sich der Saisonetat, allerdings für die gesamte Dachauer Volleyballabteilung mit 18 spielenden Mannschaften. Zum Vergleich: Der Deutsche Meister SC Charlottenburg, der heute (15 Uhr, Sömmeringhalle) den ASV Dachau zum Kampf um die Punkte empfängt, kalkuliert mit mehr als 600 000 Euro.

Kein Dachauer Spieler lebt vom Volleyball. Alle gehen tagsüber ihren Berufen nach. Von A wie Architekt (Klaus Dammann) bis Z wie Zimmermann (Kürzinger) sind etliche Berufsgruppen vertreten. Trainiert wird fünf Mal wöchentlich, jeweils nach Feierabend, und Torsten Schulz lächelt zufrieden, wenn er über die Haltung seiner Spieler spricht: „Keiner kommt auf allen vieren in die Halle gekrochen.“

Als der ASV Dachau sich in der vorigen Saison in der Zweiten Liga als Aufstiegsanwärter herauskristallisierte, löste das nicht nur Freude im Verein und im Stadtrat aus. „Da haben wir eine Menge Gegenwind zu spüren bekommen“, erzählt Markus Kürzinger. Der Grund: Unter der Führung von Lothar Zimmer als Abteilungsleiter und Norman Rosenke als Manager hatte die Volleyballabteilung des ASV „einen Finanzcrash“ (Kürzinger) zu verantworten. Der Verein, 1995 und 1996 Deutscher Meister, musste runter in die Regionalliga, stieg aber zweimal hintereinander wieder auf – in die Bundesliga. Geblieben von damals ist ein Berg Schulden. Trainer Torsten Schulz weiß: „Wenn wir heute 10 Euro einnehmen, müssen wir sechs zur Tilgung der Schulden gleich wieder abliefern.“

Skeptiker konnten beruhigt werden. Für sie fanden die Volleyballer einen für sie schwer zu realisierenden Kompromiss. „Wir mussten 100 Prozent des Geldes für unseren Etat für die Saison 2004/05 schon im April nachweisen“, sagt Kürzinger. Gewöhnlich können die Volleyball-Bundesligisten erst im August oder September 60 bis 70 Prozent ihres Etats garantieren. Der ASV Dachau schaffte das Geld herbei. Die Gefahr, dass der Klub die Saison finanziell nicht durchsteht, ist gebannt.

Hilf dir selbst – so heißt nun die Devise in Dachau. Die Spieler zahlen selbst ihre Anfahrten zum täglichen Training aus eigener Tasche. Und packen selbst mit an, wo es nötig ist. Stefan Pommerenke zum Beispiel, Außenangreifer und wie Torsten Schulz ein ehemaliger Berliner, arbeitet als Mediengestalter. Und als solcher machte er für den Verein die Entwürfe für die Spielplakate, gestaltete das Programmheft und die Internetseite – unentgeltlich, versteht sich.

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