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Sport: Die Macht vom Rhein

Seit mehr als zwei Jahren haben Albas Basketballer Bonn nicht mehr besiegt – morgen haben sie die nächste Chance

Berlin. Die Grippewelle ist überstanden, die mehrere Basketballprofis von Alba Berlin in der vergangenen Woche geschwächt hatte. Halswehtabletten und Hustenbonbons sind überflüssig geworden, nun verordnet Kotrainer Burkhardt Prigge den Spielern eine andere Therapie. Eine gegen Wut und Frust. „Training ist die beste Medizin, um den Ärger zu kompensieren. Man muss schwitzen und kämpfen und die Aggression in intensives Training und Kampf im Spiel umsetzen.“ Ärgern mussten sich die Berliner über sich selbst, wegen der Niederlage am Sonnabend bei Aufsteiger Karlsruhe. Prigges Methode soll dazu führen, die Schludrigkeiten in der Verteidigung abzustellen. Sie müsste umgehend wirken, morgen empfängt Tabellenführer Alba im Spitzenspiel den Zweiten, die Telekom Baskets Bonn (19.15 Uhr, Max-Schmeling-Halle).

Alba steht nur an der Spitze, weil Bonn noch zwei Nachholspiele zu bestreiten hat. Die Gäste verloren zwar am Dienstag überraschend beim Tabellenzehnten Würzburg, haben aber immer noch zwei Minuspunkte weniger als Alba auf dem Konto. „Wenn wir noch eine Chance auf den ersten Platz haben wollen, müssen wir gewinnen“, sagt Trainer Emir Mutapcic. Fünf Spiele absolviert sein Team noch bis zu den Play-offs, in denen der Tabellenerste der Hauptrunde in allen entscheidenden Spielen Heimvorteil hat, bis hin zu einem möglichen Finale. „Der Heimvorteil wäre schön, aber er ist in den Play-offs nicht ausschlaggebend“, sagt Nationalspieler Marko Pesic zwar in Anspielung auf die vergangene Saison. Die Berliner gingen als Fünfter in die Play-offs – und wurden Meister. Bonn, Erster der Punkterunde, wurde nur Dritter. Allerdings fallen die Berliner Basketballspieler in dieser Saison vor allem durch ihre Auswärtsschwäche auf. Von zwölf Auswärtspartien gingen sieben verloren. In eigener Halle hingegen hat Alba alle elf Bundesligaspiele gewonnen.

Der Vergleich in der Bundesliga mit Bonn spricht mit 20:10-Siegen für Alba. Die Berliner schlugen den Rivalen in den Endspielen um die deutsche Meisterschaft 1997, 1999 und 2001 und im Halbfinale 2000. Auch 2002 und 2003 wurde Alba Meister, vielleicht auch, weil in den Play-offs Bonn nicht der Gegner war. Denn in der jüngsten Vergangenheit lag der Vorteil bei den Baskets. Albas letzter Sieg, ein 76:75, stammt vom 15. Dezember 2001. Danach folgten vier Niederlagen, eine in Berlin, drei in Bonn.

Im letzten Heimspiel vor gut einem Jahr (79:86) lag Alba nach dem ersten Viertel 15:30 zurück, kam wieder heran, ehe am Ende doch die Kräfte schwanden. In der Vorrunde dieser Saison erlebte Alba beim 79:99 ein Debakel. Allerdings fehlten die Nationalspieler Marko Pesic, Mithat Demirel, Stefano Garris und Szymon Szewczyk verletzt und Vladimir Petrovic ging angeschlagen ins Spiel. Mangels Alternativen fand sich Nachwuchsspieler Sascha Leutloff in der Startaufstellung. Er machte seine Sache gut, doch 33 Punkte von Bonns Altron Jackson und die damit verbundene Niederlage konnte er nicht verhindern. Alba hatte um eine Verlegung der Partie gebeten, Bonn hatte abgelehnt. „Ich bin deswegen nicht mehr sauer“, sagt Mutapcic, „Wir müssen auch ohne diese Sache genug Motivation haben, schließlich geht es um Platz eins“. Darüber würde am Ende bei Punktgleichheit der direkte Vergleich entscheiden – um diesen zu gewinnen, müsste Alba morgen mit 21 Punkten Unterschied gewinnen.

Was unrealistisch erscheint, doch zumindest an einen Sieg glauben die Berliner. Bonn sei kein neuer Angstgegner, sagt Demirel „Wenn wir 40 Minuten konsequent verteidigen, werden wir Bonn schlagen.“ Albas Probleme, eben die Schwächen in der Defensive und das Verzweifeln an der Zonenverteidigung der Konkurrenz wie in Karlsruhe, „sind unabhängig vom Gegner“. Albas größter Feind ist nicht Bonn, der größte Feind sind die eigenen Fehler.

Helen Ruwald

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