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Sport: Die Maschine läuft

HSV-Torhüter Drobny brilliert trotz Verletzung.

Für Jaroslav Drobny stand die ganze Woche über fest, dass er am Ostersonntag spielen würde. „Er hat direkt nach der Verletzung zu mir gesagt, das werde gehen. Die Ärzte waren anderer Meinung und haben mir weniger Hoffnung gemacht“, sagte Thorsten Fink, der Trainer des Hamburger SV. „Aber Drobny ist ein harter Hund, er kann auf die Zähne beißen.“ Am vergangenen Dienstag hatte sich der 32 Jahre alte Torwart des HSV im Training eine Sehne am linken Daumen gerissen. Das brachte den HSV in Not, denn Ersatztorwart Tom Mickel ist nach seinem Handbruch noch nicht wieder fit, und so stand plötzlich nur der dritte Mann Sven Neuhaus bereit; der 34 Jahre alte Keeper hat seine letzten Einsätze in der vierten Liga für RB Leipzig gehabt.

Aber Fink und der HSV können sich im Abstiegskampf auf Drobny verlassen. Von Schmerzen im Daumen war am Ostersonntag beim 1:1 gegen Bayer 04 Leverkusen nichts zu sehen, im Gegenteil: Drobny hatte einige starke Szenen, darunter jene in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit: Der Leverkusener Michal Kadlec stand frei vor ihm, Drobny wehrte mit dem Fuß ab. HSV-Kapitän Dennis Aogo sagte: „Sensationell, ich weiß nicht, wie er das gemacht hat.“ Fast ebenso spektakulär war Drobnys Parade nach dem Schuss von Simon Rolfes gleich nach der Pause. Drobny knüpfte an die starke Leistung beim 1:0 in Kaiserslautern vor einer Woche an.

Wie schon so oft, selbst nach Niederlagen, feierten die treuen Fans in der Nordtribüne ihren Torwart nach dem Spiel mit Sprechchören. Drobny ist ein ruhiger Profi, er hat keine Macken. Er ist einer, der sich auf seinen Job konzentriert. So einen kann der HSV in diesen schweren Wochen gut gebrauchen. Aogo sagt über ihn: „Er ist ein außergewöhnlicher Charakter. Aus diesem Stoff sind die Typen gemacht, die die Fans wollen.“ HSV-Sportchef Frank Arnesen war geradezu hingerissen, als er Drobny als „Maschine“ bezeichnete: „Bei einem jungen Torwart hätten wir eher die Ärzte entscheiden lassen. Aber Drobny kann selbst entscheiden, er ist ein erfahrener Mann, der seinen Körper kennt.“

Nun waren sie beim HSV nicht immer so begeistert von Drobny wie jetzt. Bei der Heimniederlage gegen Werder Bremen und beim 1:2 in Wolfsburg patzte er. Trotzdem ist Drobny in dieser Saison insgesamt unumstritten, was auch damit zu tun hat, dass seine Ersatzleute nur mäßiges Format haben.

Das wird sich ändern: Sollte der HSV erstklassig bleiben, wird Ex-Nationaltorwart René Adler von Leverkusen nach Hamburg wechseln. Kurioserweise stand Adler am Sonntag nach achtmonatiger Verletzungspause erstmals wieder im Bayer-Kader. Sein Vertrag in Leverkusen läuft aus, der HSV hätte ihn gern, es hakt aber noch an Adlers hohen Forderungen. Für Drobny wäre dann wohl kein Platz mehr, obwohl er einen Vertrag bis 2013 hat. Allerdings hat er sich schon einmal klaglos auf die Bank gesetzt: In der Saison 2010/2011 war Drobny gekommen, um Frank Rost abzulösen. Doch Rost spielte stark, Drobny war nur Ersatz.

Der Punkt nach einer ordentlichen Leistung frustrierte den HSV allerdings eher als dass er ihn glücklich machte. Durch Mladen Petrics Handelfmeter hatten die Hamburger geführt, ehe André Schürrle ausglich. Trainer Fink sagte: „Wir haben noch fünf heiße Spiele vor uns. Wir werden uns nicht ausruhen.“ Drobny sowieso nicht.

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