Berlin - Als die Teamkollegen ihre Teller bereits abräumen, hat Hany El Fakharany gerade angefangen, die Spaghetti Bolognese um eine Gabel zu wickeln. „Sonst bin ich nicht so langsam“, entschuldigt sich der Ägypter, „aber ich wollte nach dem Training erst noch zum Physio.“ Aus der Ruhe ist der 27 Jahre alte Füchse- Handballer ohnehin nicht zu bringen, auch wenn ihm ein wenig die Angespanntheit vor dem heutigen Spiel gegen TuSEM Essen, das um 17 Uhr in der Max-Schmeling-Halle angepfiffen wird, anzumerken ist. „Die Punkte wollen wir unbedingt haben“, sagt El Fakharany. Er weiß, dass dabei auf ihn gegen den Tabellenletzten der Bundesliga eine besondere Aufgabe zukommt: „Ich soll in der Abwehrmitte mit Pavel Prokopec und Frank Schumann gegen die großen Essener eine undurchdringliche Mauer bilden.“
Dass ihm das gelingt, ist El Fakharany nun wieder zuzutrauen. Nach vierwöchiger Selbstenthaltung in Sachen Essen und Trinken nach Sonnenaufgang wegen des Fastenmonats Ramadan im September kommt er mittlerweile der Leistungsfähigkeit näher, wegen der ihn Trainer Jörn-Uwe Lommel aus Kairo nach Berlin geholt hatte. Beim 28:28 zuletzt in Balingen hat er nach Aussage von Gastgebertrainer Rolf Brack „als Kreisläufer eine Weltklasseleistung geboten“. Er warf aber nicht nur sieben Tore, in der Deckung wurde er der Bezeichnung Abwehrchef in diesem Spiel vollauf gerecht.
Warum es einige Zeit beim neuen Verein nicht gut für ihn lief, Lommel und auch Manager Bob Hanning an ihm zweifelten, das kann der Ägypter gut erklären. „Ich habe das natürlich alles mitbekommen, vieles wurde mir erzählt. Es waren ja nicht nur die Auswirkungen des Ramadan“, erzählt El Fakharany. Es seien bestimmt auch die Umstellung und das fehlende soziale Umfeld gewesen. „Das mit dem Ramadan war mein ganz persönliches Problem“, sagt er und beginnt zu erzählen, was sich verändert hat, seit er mit seiner Frau am 29. Juli in Berlin eintraf: „Mittlerweile haben wir auch Freunde in der Stadt, und im April erwarten wir unser erstes Baby.“ Nunmehr aber scheint Hany El Fakharany im Team der Füchse und in Berlin angekommen zu sein. Nichts hält ihn mehr von einer Topleistung ab. Bis zum Ramadan 2008? „Mit den Füchsen werde ich dann nicht noch einmal in Konflikt geraten, denn dann ist der Ramadan im August“, sagt El Fakharany. Dann hat eher der ägyptische Nationaltrainer ein Problem, denn zu dieser Zeit findet Olympia in Peking statt.
Vorerst bewegt El Fakharany dieses Turnier noch nicht sonderlich, obwohl er selbst gegen TuSEM Essen von den Spielen mit der ägyptischen Nationalmannschaft profitiert. „Gegen Mark Dragunski habe ich zum Beispiel bei Olympia in Athen gespielt, als er noch in der deutschen Nationalmannschaft war“, erklärt er den Zusammenhang. Mit 2,14 Metern ist Dragunski einer von vielen Riesen im Essener Rückraum und am Kreis. Aber El Fakharany misst 1,97 Meter und gilt als eisenharter Abwehrspieler. Was sich auch statistisch dokumentiert: Mit 14 Zwei-Minuten-Strafen in zwölf Spielen – aber keiner Roten Karte – ist er unter den Bundesliga-Sündern im Spitzenfeld. Für Jörn-Uwe Lommel ist das ein Zeichen von Klasse: „Auf die Abwehrmitte kommt geballte Kraft gegnerischer Angriffe zu. Da geht es zur Sache.“ Das wird gegen Essen mit Sicherheit potenziert, denn für beide Bundesliga-Aufsteiger werden die 60 Minuten ein Kampf gegen den Abstieg sein. Hany El Fakharany freut sich darauf, auch „weil immer mehr Fans zu uns kommen“. Manager Bob Hanning rechnet „mit 7500 Zuschauern – oder sogar mehr“. Sie können sich auf einen Hany El Fakharany in Topform freuen.
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