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Sport: Die Moral bleibt zu Hause Dortmund fehlt auswärts der Biss, Sammer die Erklärungen

Bielefeld. Seit Beginn der Rückrunde wiederholt sich das Prozedere im Dortmunder Lager: Tage, bevor sich die Profis des BVB in ihren schwarz-gelben Mannschaftsbus setzen, um in der Fremde gegen den Ball zu treten, hält Präsident Gerd Niebaum eine flammende Ansprache, und Trainer Matthias Sammer redet seinem Personal ernsthaft ins Gewissen.

Bielefeld. Seit Beginn der Rückrunde wiederholt sich das Prozedere im Dortmunder Lager: Tage, bevor sich die Profis des BVB in ihren schwarz-gelben Mannschaftsbus setzen, um in der Fremde gegen den Ball zu treten, hält Präsident Gerd Niebaum eine flammende Ansprache, und Trainer Matthias Sammer redet seinem Personal ernsthaft ins Gewissen. Vor der Dienstfahrt nach Bielefeld hat Niebaum verkündet, die Mannschaft müsse „den Stier bei den Hörnern packen und auswärts endlich mal wieder ein Zeichen setzen“. Sammer warnte, auf der Alm erwarte sein Team „die Hölle“. Genutzt hat der rhetorische Kraftakt mal wieder nichts. Die Dortmunder präsentierten sich beim niveauarmen 0:0 wie so oft, wenn eines ihrer Ligaspiele außerhalb des Westfalenstadions angepfiffen wird: Kein Esprit, kein Feuer, keine Kreativität – es war ein Auswärtslangweiler der bekannten Art. Gerade zwei Punkte aus fünf Partien holte der BVB fern der Heimat, damit haben die Dortmunder in der Rückrunde nicht nur die Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung frühzeitig verspielt, mittlerweile ist auch Platz zwei in Gefahr. Der Meister, vergangene Saison noch beste Auswärtsmannschaft der Liga, hat seinen Schrecken in fremden Stadien längst verloren. Aber warum?

Sammer tut sich schwer, sich mit den neuen Gegebenheiten anzufreunden. In Bielefeld sprach er bei seiner Ursachenforschung davon, wie schwer es für seine Mannschaft geworden sei, gegen defensiv ausgerichtete Kontrahenten zu bestehen: „Letztes Jahr haben viele Mannschaften versucht, gegen uns mitzuspielen, jetzt versuchen die Gegner, hinten kompakt zu stehen.“ Gegen eine solche Ausrichtung finden die Dortmunder kaum Mittel. Auswärts erspielt sich der BVB nur noch wenige Chancen. Sebastian Kehl monierte in Bielefeld, der BVB müsse „endlich mal wieder mehr Durchschlagskraft entwickeln“.

Zudem, sagt Sammer, fänden seine Stars immer wieder unzumutbare Spielbedingungen vor: „In Berlin war gar kein Rasen da, in Stuttgart war das ein Acker, in Gladbach haben wir im Moor gespielt, und auch hier war der Platz eine Katastrophe.“ Das alles mag richtig sein, doch es stellt sich die Frage, ob solche Analysen allein den Kern treffen. In Bielefeld schien es mitunter erneut so, als fehle es einigen Dortmunder Spielern an der nötigen Einstellung. Primärtugenden wie Lauf- und Kampfbereitschaft waren über weite Strecken nur ansatzweise zu erkennen. Ein Makel, den Sammer bei seiner Fehlersuche zumindest öffentlich weitgehend ignoriert. Nach dem 0:1 in Mönchengladbach sprach der Trainer beschönigend von „fünf bis zehn Prozent fehlender Galligkeit“. In Bielefeld lobte er gar, seine Mannschaft habe nach dem Aus in der Champions League „eine gute Reaktion, eine gute Mentalität“ gezeigt. Sammers Fazit: „Die Moral ist intakt.“ Die Auswärtsbilanz ist es nicht.

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