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Sport: Die Mündigen

In 18 Tagen durch die Liga (14) – wie die Bundesliga-Klubs aufgestellt sind. Heute: Hertha BSC

Die neue Saison der Fußball-Bundesliga beginnt am 1. August. Bis zum Start beantworten wir die wichtigsten Fragen zu den 18 Vereinen.

Wer hat das Sagen? Die Berliner sind jetzt so etwas die Grünen der Liga: Bei wichtigen Entscheidungen hat Hertha BSC nun die Basisdemokratie eingeführt. Im Trainingslager durften die Spieler diesmal selbst bestimmen, welches Ziel sie in dieser Saison verfolgen wollen. Herausgekommen ist die Qualifikation für die Champions League, und Manager Dieter Hoeneß hat es mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen – wahrscheinlich, weil sich die Mannschaft ganz in seinem Sinne entschieden hat. Es ist eine hypothetische Frage, was passiert wäre, wenn ein Ergebnis herausgekommen wäre, das dem Manager nicht gefallen hätte. Denn wenn die Berliner die Grünen der Bundesliga sind, dann ist Hoeneß der Joschka Fischer von Hertha BSC. Im Zweifel bestimmt Fischer-Hoeneß, wo es lang geht.

Was ist das Besondere? Hertha ist vermutlich der einzige Verein der Welt, der es sich erlauben kann, einen Weltmeister und einen Vizeweltmeister auf der Bank sitzen zu lassen. Luizao (Brasilien) und Marko Rehmer (Deutschland) haben bei der WM im vergangenen Jahr allerdings nicht viel zu den Erfolgen ihrer Nationalmannschaften beigetragen. Rehmer spielte in Asien 45 Minuten, Luizao nur 41.

Was hat sich verbessert? Alex Alves ist nicht mehr da.

Wie sicher ist der Trainer? In der Bundesliga gibt es kaum einen Trainer, dessen Job sicherer ist als der von Huub Stevens. So ruhig schlafen wie der Niederländer können wohl nur noch Ottmar Hitzfeld von den Bayern und Volker Finke in Freiburg. Bei Stevens liegt das daran, dass Manager Dieter Hoeneß ohne Einschränkungen von den Fähigkeiten des Trainers überzeugt ist. „Die ganze Liga beneidet uns um Huub Stevens“, hat Hoeneß einmal gesagt. Der Trainer ist für den Manager der wichtigste Garant dafür, dass sich der Verein sportlich dahin entwickelt, wo Hoeneß ihn irgendwann sehen möchte. Von ein paar unverbesserlichen Nörglern unter den Fans, die Stevens in schlechten Zeiten seine Schalker Vergangenheit vorhalten, lässt er sich jedenfalls nicht beirren.

Wie passen die Neuen? Hertha BSC hat nach dem Aufstieg in die Bundesliga viele, viele Spieler verpflichtet, aber nie waren sich die Verantwortlichen so sicher, dass sie die Richtigen erwischt haben, wie in diesem Jahr. Statt wie früher mit viel Geld viele Spieler zu holen und darauf zu hoffen, dass einer die hohen Erwartungen erfüllt, hat sich Hertha diesmal punktuell verstärkt. Fredi Bobic und Artur Wichniarek haben in der vorigen Saison 26 Tore geschossen. Sie sollten also geeignet sein, Herthas schlechte Chancenverwertung zu verbessern. Und Niko Kovac könnte endlich mehr Grell ins brave Mittelfeld bringen.

Wie wird gespielt? Trainer Stevens hat sich auch in Sachen Taktik und System ein Bild von der vorherrschenden Meinung in der Mannschaft gemacht. Die Spieler favorisieren die Variante mit der Viererkette in der Abwehr, vier Mittelfeldspielern und zwei Stürmern. Für Stevens ist das System allerdings ohnehin nicht entscheidend; er will, dass die Spieler flexibel auf verschiedene Situationen reagieren können.

Wer sind die Stars? Im Moment sind es die Neuen, und von denen vor allem Fredi Bobic. Wenn der Nationalspieler in dieser Saison mehr Tore schießt als Marcelinho, bleibt das auch so.

Was gibt das Stadion her? Nicht viel, aber immer mehr. Der scheinbar endlose Umbau des Olympiastadions geht langsam voran. Nach der Winterpause soll die komplette Fankurve überdacht sein, dann könnte es wieder ein bisschen lauter werden. Doch in schwierigen Zeiten haben die Baumaßnahmen sogar ihr Gutes. Auch den sangesfreudigsten Gästefans wird es nie gelingen, das Stadion atmosphärisch zu beherrschen – so, wie es in Leverkusen der Normalfall ist.

Wie sind die Fans? Den Berliner Fans wird immer vorgeworfen, sie seien maßlos in ihren Erwartungen. Das ist nur die eine Seite der Medaille. Die Berliner Fans sind auch sehr begeisterungsfähig. Am Ende der vorigen Saison murrten sie ziemlich laut, als die Mannschaft dreimal hintereinander verlor. Dann marschierten die vermeintlichen Versager – Spieler und Trainer – bei der Jahreshauptversammlung in den Sitzungssaal ein, und die Anhänger stiegen auf ihre Stühle, um sie zu feiern.

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