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Sport: „Die müssen da irgendwo reinmachen“

Der Radsport kämpft gegen sein schlechtes Image – und testet mittlerweile schon Jugendliche auf Doping

Von Jutta Meier

Berlin. Bastian Faltin streift sich sein Trikot über, greift sein Rad und schwingt sich auf. Zwei Schulstunden liegen hinter ihm, endlich kann er in die Pedale treten – von Weißensee, wo die Werner-Seelenbinder-Sportschule liegt, hinaus aus der Stadt in Richtung Bernau. Drei Stunden auf dem Rad, dann stehen noch einmal zwei Unterrichtsstunden an.

Bastian Faltin ist dreizehn, aber bereits „ein Kraftpaket und ein richtig Guter", sagt Jens-Holger Mey, Nachwuchsbeauftragter des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). 48 von 55 Rennen hat er im vergangenen Jahr gewonnen. Bei der „Kids-Tour", die ab heute drei Tage lang durch Berlin rollt, zählt er zu den Favoriten. „Die Kids-Tour ist schon sehr wichtig", sagt er. „Da kommen Leute aus ganz Europa, und man kann mal sehen, wo man steht." Bastian will einmal Profi werden – und das in einer Sportart, die schwer in Verruf geraten ist. Bastian mag das Thema Doping nicht. „Klar rede ich mit den anderen Fahrern darüber. Aber wir finden das alle nicht gut. Die schaffen sich doch damit nur Probleme." Er selbst sei von dieser Seite des Sports bisher verschont geblieben. „Bei den Jugendlichen passiert noch nichts", sagt die BDR-Präsidentin Sylvia Schenk. Dennoch führt die Jugendorganisation des BDR seit zwei Jahren Dopingkontrollen bei den deutschen Meisterschaften der U 15 durch. Während des Rennens werden zwei Fahrer ausgelost, die direkt nach der Zieleinfahrt zur Dopingprobe in ein angrenzendes Schulgebäude oder Gemeindehaus geführt werden. Die ersten drei Fahrer dürfen vorher noch zur Siegerehrung. „Die müssen da irgendwo reinmachen oder sich Blut abnehmen lassen. Ich musste das noch nicht machen, aber ich habe davon gehört", sagt Bastian Faltin.

Mit überraschenden Stichproben auch während des Trainings müssen die Fahrer des BDR-Kaders rechnen. „Wer im Kader des BDR ist, unterliegt automatisch dem Kontrollsystem", sagt Sylvia Schenk. Die Jüngsten hier sind sechzehn Jahre alt.

Seit der an Skandalen reichen Tour de France 1998 ist die Zahl der Kontrollen drastisch erhöht worden. Die Eltern finden das beruhigend. „Die Kontrollen werden immer schärfer und die Sportler vernünftiger", sagt Bastians Mutter. Ihr Sohn will erfolgreich sein, aber nicht um jeden Preis. „Ich will es ohne Doping schaffen", sagt er. Das kritische Alter hat er jedoch noch vor sich. Zwischen dem siebzehnten und achtzehnten Lebensjahr stoßen viele Talente an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. „Wenn Sportler erkennen, dass sie bislang nur auf Grund ihrer frühen Entwicklung große Erfolge hatten, es aber vom Talent her nicht bis in die Spitze reicht, wird es problematisch", sagt Sylvia Schenk. Das bedeute jedoch nicht, dass hier sofort zu Dopingmitteln gegriffen werde.

Björn Schwartz, ein Mannschaftskollege von Bastian Faltin, ist vierzehn und mit 1,88 m für sein Alter überdurchschnittlich groß. In diesem Jahr wurde er dreifacher Berliner Meister. Ein Ausnahmetalent? „In diesem Alter passiert körperlich so viel, da müssen wir erst einmal abwarten, was aus den anderen wird", sagt sein Vater. Vom Doping rät er seinem Sohn bereits jetzt eindringlich ab: „Das ist der Sport nicht wert." Doch auch unter den Eltern gibt es schwarze Schafe. „Einige sind überehrgeizig und drängen ihre Kinder in den Leistungssport“, sagt Sylvia Schenk. Die meisten Eltern beschäftigen jedoch weniger die Gefahren der Zukunft als vielmehr die alltäglichen Sorgen wie der Straßenverkehr, in dem ihre Kinder täglich einige Stunden trainieren, oder die Schule, die durch den zeitaufwändigen Sport vernachlässigt wird. „Seine schulischen Leistungen sind durchaus ausbaufähig“, sagt Bastians Mutter. „Nach dem Training“, sagt er.

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