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Handball Heiner Brand

© dpa

Die nächste Lektion: Handball: Deutschland verliert 20:25

Die deutschen Handballer unterliegen bei der EM Spanien mit 20:25 und können auch den fünften Platz nicht mehr erreichen.

Wenigstens Heiner Brand gab noch einmal alles. In seiner Auszeit ruderte der deutsche Handball-Bundestrainer mit den Armen und feuerte seine Spieler mit Händeklatschen an, obwohl gegen Spanien im zweiten Hauptrundenspiel der Europameisterschaft bereits alles entschieden war. Als Brand neun Minuten vor Schluss die Auszeit nahm, stand es schon 15:22 gegen sein Team, das auch vorher nie eine wirkliche Chance hatte, diesen Gegner zu bezwingen. Mit 25:20 (14:9) setzte sich Spanien schließlich sicher durch und verhinderte damit, dass die Deutschen noch auf das Spiel um Rang fünf in Wien spekulieren können. Die Begegnung am Donnerstag gegen Tschechien zum Abschluss der EM-Hauptrunde in Innsbruck ist damit bedeutungslos geworden, die schlechteste EM-Platzierung einer deutschen Mannschaft seit dem neunten Platz im Jahr 2000 besiegelt.

Dabei hatte sich das DHB-Team so viel vorgenommen, wollte wenigstens – nachdem schon das Halbfinale verpasst war – einen versöhnlichen Abschluss erreichen. Umso tiefer saß die Enttäuschung. „Das müssen wir erst einmal verdauen“, sagte Rechtsaußen Torsten Jansen.

Für den Bundestrainer war die Niederlage vor knapp 5000 Zuschauern in der Olympiahalle auch „eine Folge des großes Aufwandes in den Spielen zuvor“. Er sah aber auch „zu viel Respekt vor den Spaniern“. Die spanische Abwehr mit ihrem Chef Ruben Garabaya ließ von Beginn an wenig Chancen zu, es hätte eines ausgefuchsten Regisseurs bedurft, um dagegen ankämpfen zu können. Diesem Anspruch konnten einmal mehr weder Michael Haaß noch später Michael Kraus gerecht werden. Unaufgeregt spulten die Spanien ihre Programm ab, vergrößerten mit schnellen Ballpassagen und dem Blick für den freien Mann den Vorsprung beständig. Beim 12:7 waren sie erstmals mit fünf Treffern vorn. Die deutschen Fans riefen „Kämpfen, Deutschland, kämpfen“, Torhüter Johannes Bitter brüllte seine Mitspielern nach vorne zu: „Weiter, Weiter.“ Es half alles nichts, Spanien war zu clever.

Aber ein Fünf-Tore-Rückstand zur Halbzeit muss im modernen Handball noch längst keine Vorentscheidung bedeuten. Heiner Brand vertraute deshalb in den zweiten 30 Minuten auf die Unbekümmertheit der Jugend, brachte Silvio Heinevetter für das Tor, Manuel Späth als Kreisspieler und Sven-Sören Christophersen auf Halblinks. Aber auch dadurch wurde nichts besser, Christophersen erzielte bei sechs Würfen nur einen Treffer. Mit dieser Quote konnten die international wesentlich erfahreneren Spanier nie in Bedrängnis gebracht werden. Der 37-jährige Jose Javier Hombrados war besser als die deutschen Torhüter, der Angriff der Iberer brachte jeden zweiten Wurf ins Tor. So lag Deutschland bald 13:20 zurück.

Die Rückraumwerfer Holger Glandorf und Lars Kaufmann erlebten die sich verfestigende Pleite von der Bank aus. „Meine Leistungsschwankungen enttäuschen mich sehr“, sagte Kaufmann nur knapp – tief saß sein Frust. Dass der junge Uwe Gensheimer mit fünf Toren erfolgreichster deutscher Werfer wurde, geriet damit zur Randnotiz. Für fast jeden Treffer in ihr Tor hatten die Spanier eine Antwort parat. Da konnte auch Heiner Brand nicht mehr helfen. Die letzten neun Minuten nach seiner leidenschaftlichen Auszeit hätte man auch nicht mehr spielen müssen. Die einen wollten den Vorsprung nur noch verwalten, die anderen kamen nicht dagegen an. „Ich hoffe, dass die Spieler dennoch viel gelernt haben“, sagte Brand. Sein Team der Zukunft müsse „auch durch solche Spiele durch“.

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