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Sport: Die neue Leichtigkeit des Seins

Holtwick/Semmler wollen bei der Beachvolleyball-WM ganz vorn mitspielen.

Stare Jablonki - Wer Katrin Holtwick und Ilka Semmler darauf anspricht, ob sie sich eher als Sportprofis oder Fernsehsternchen definieren, erntet böse Blicke. Für die beiden Beachvolleyballerinnen sowie ihre Trainer Andreas Künkler und Marc Stöckel besteht kein Zweifel daran, dass der Beruf als Profi Priorität besitzt. Dabei dürften Holtwick und Semmler durch ihre Präsenz in Showsendungen deutscher Privatsender auch Leuten bekannt sein, die noch nie ein Beachvolleyballspiel in ihrem Leben gesehen haben.

Bei der Weltmeisterschaft, die zurzeit im polnischen Stare Jablonki läuft, haben Holtwick/Semmler die Vorrunde gegen Konkurrentinnen aus Litauen, den Niederlanden und Australien souverän überstanden, „jetzt“, sagte Katrin Holtwick nach dem dritten Sieg am Mittwochmorgen, „kann das Turnier für uns richtig losgehen“. Die Zielrichtung ist klar, „nach Platz 17 und neun bei den letzten beiden Weltmeisterschaften wollen wir dieses Mal weiter vorn landen“.

Das klingt ebenso selbstbewusst wie ambitioniert, erscheint aber auch realistisch. In dieser Saison hat das Duo, das immer noch für den Seaside Beachclub Essen startet, auch wenn es inzwischen in Berlin seinen Lebensmittelpunkt hat, bislang konstant gute Ergebnisse abgeliefert: Platz drei beim Turnier der World Tour in China, beim Grand Slam in Den Haag sowie beim World Cup in Brasilien. Alles Belege dafür, wie eng der Kontakt zur absoluten Weltspitze geworden ist.

Die Entwicklung ist erfreulich, weil sie in dieser Form nicht vorhersehbar war. Noch vor zwei Jahren verzweifelten Trainer Künkler und der Psychologe Lothar Linz regelmäßig an ihren Schützlingen, weil sie sich einfach keinen Reim auf die unglaublichen Leistungsschwankungen machen konnten. Siegen gegen die Besten der Welt aus Brasilien und den USA folgten rätselhafte Einbrüche mit inakzeptablen Platzierungen. Doch ganz offenbar ist die Wundertüte Holtwick/Semmler ein Relikt aus vergangenen Tagen.

Künkler erzählt von einer „legendären Teamsitzung“ zu Beginn des Jahres 2012, bei dem die Übereinkunft erzielt wurde, „die Ausreißer nach unten einfach zu akzeptieren und nicht ständig zu hinterfragen“. Mit der Konsequenz, „dass wir wesentlich konstanter spielen, seit wir nicht mehr auf Teufel komm raus versuchen, konstanter zu spielen“. Das klingt fast schon philosophisch, ist aber irgendwie nachvollziehbar.

Die neue Leichtigkeit des Seins tut Katrin Holtwick und Ilka Semmler ganz offensichtlich gut und soll sie in Masuren noch weit tragen. „Von allen deutschen Teams, die hier bei der WM am Start sind“, sagt Andreas Künkler, „haben Katrin und Ilka die größte Chance, weit zu kommen.“ Bislang konnten sich nur die Olympiasieger Julius Brink und Jonas Reckermann sowie die Beachpioniere Jörg Ahmann und Axel Hager, die 2000 in Sydney mit dem Gewinn der Bronzemedaille für einen ersten Meilenstein sorgten, im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit verankern. Holtwick/Semmler stehen kurz davor. Fragen nach ihren Auftritten in Fernsehshows könnten sie bei einem erfolgreichen WM-Verlauf dann künftig einfach weglächeln. Felix Meininghaus

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