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Sport: Die neue Macht vom Main

Frankfurt kommt zu den Eisbären – als Tabellenführer der DEL

Berlin. Es war schon eine seltsame Truppe, die da vergangene Saison als Frankfurt Lions in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) durch die Eisstadien der Republik tingelte. Teuer war es, das Team der Hessen und vor allem – vornehm ausgedrückt – sehr erfahren. Allerdings schützte die Mitdreißiger um den ehemaligen Eisbären-Kapitän Marc Fortier ihre Reife nicht vor Misserfolg. Am Ende stand für die Lions der Abstieg, formal. Denn da Schwenningen, Gegner in der Abstiegsserie, Konkurs anmeldete, fand das Abenteuer DEL in Frankfurt am Main eine Fortsetzung. Eine, die nach dem Stand der Dinge erfolgreich ist: Nach zwölf Spielen sind die Lions Tabellenführer.

Vieles hat sich bei den Hessen geändert, vor allem eines war wichtig: Lance Nethery hat den erfolglosen Trainer Nethery zum erfolgreichen Manager Nethery befördert. Mit Rich Chernomaz kam ein Trainer, der Köln vor zwei Jahren schon zum Meistertitel führte – als Nachfolger Netherys. Sie verstehen sich gut, die beiden Kanadier. Nethery soll seinerzeit nach dessen Demission in Köln mit Chernomaz bis zum erfolgreichen Saisonende in Kontakt gestanden haben. In Frankfurt ist dem Duo kein Fehlgriff zu unterstellen. Vor der Saison veranstaltete Nethery den überfälligen Neuanfang: Nur vier Spieler durften in Frankfurt bleiben. Die neuen Akteure waren ausnahmslos Verstärkungen. Mit Ian Gordon aus Schwenningen hat Nethery einen der am meisten unterschätzen, aber besten Torhüter der DEL verpflichtet. Vor dem Kanadier Gordon spielt mit dem US-Amerikaner Peter Ratchuk einer der besten Offensiv-Verteidiger der Liga. Und mit Patrick Lebeau und Jesse Belanger haben die Frankfurter die beiden Topskorer der DEL.

Augsburgs Trainer Benoit Laporte attestierte Nethery: „Ihr habt eine wahnsinnig gute Mannschaft, weil ihr nicht nur Talent habt, sondern auch 60 Minuten hart arbeitet.“ Genau dies wünscht sich der Manager des heutigen Kontrahenten der Frankfurter, Peter John Lee. Der vermisste am Freitag, bei der 2:3-Niederlage der Eisbären bei der Düsseldorfer EG nach Penaltyschießen, bei seinem Team den Willen, sich ausreichend zu schinden. „20 Minuten gutes Spiel reichen eben nicht“, sagt Lee. Eisbären-Trainer Pierre Pagé macht sich indes Sorgen um die geistige Frische seiner Spieler. „Wir haben auch schon gewonnen, obwohl wir nicht gut gespielt haben“, sagt er. „Da haben sich bei uns schlechte Angewohnheiten entwickelt. Wir bieten dem Gegner zu viele Chancen. Wir machen pro Spiel 20 bis 28 Fehler, acht bis 14 wären erträglich.“ Und Pagé hat noch etwas ausgerechnet. Ein Sieg im heutigen Spitzenspiel der DEL gegen Frankfurt (14.30 Uhr, Sportforum) wäre wünschenswert, findet er. „Sonst könnte es für uns in der Tabelle ungünstig aussehen. Aber einfach wird das gegen die schnellen Lions nicht.“

Die Vorzeichen haben sich eben verschoben, wenn es in der DEL gegen Frankfurt geht. Natürlich, manches hat sich bei den Hessen wohl noch nicht geändert. So kursieren Gerüchte, die besagen, dass es die Lions mit der Entlohnung des spielenden Personals vergangene Saison nicht ganz so genau genommen haben sollen. Derartiges gab es in Frankfurt schon: Keith Aldridge etwa, inzwischen beim EHC Eisbären Berlin beschäftigt, sprang den Hessen noch vor dem Ende der Saison 2000/2001 ab, weil er zu lange auf sein Salär warten musste.

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