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Jubeln für Hertha. Der Kanadier Rob Friend spielt in den kommenden drei Jahren für die Berliner. Foto: ddp

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Die neue Mitte: Hertha holt Stürmer Rob Friend

Hertha BSC holt den Kanadier Rob Friend von Borussia Mönchengladbach als neuen Stoßstürmer. Die Ablöse für den 29-Jährigen dürfte bei knapp 1,5 Millionen Euro liegen.

Berlin - Auf den ersten Blick hat Rob Friend alles richtig gemacht. Eigentlich wäre für ihn schon an diesem Montag der Sommerurlaub zu Ende gewesen. Um 16 Uhr starten die Spieler von Borussia Mönchengladbach in die Vorbereitung auf die neue Saison. Rob Friend aber hat unverhofft noch zwei Wochen Urlaub hinzugewonnen. Der Kanadier wechselt aus Mönchengladbach zum Berliner Fußball- Zweitligisten Hertha BSC, und der beginnt erst am 5. Juli mit dem Training für die kommende Spielzeit. Aber von wegen Urlaub. Schon seit einer Woche bereitet sich Friend in seiner Heimat mit einem Privattrainer aus dem Team des Nationalmannschafts-Fitnessgurus Mark Verstegen auf das Ende der Sommerpause vor. Ende des Monats will er nach Berlin kommen und die letzte Formalität vor dem Wechsel, den obligatorischen Medizincheck, hinter sich bringen.

„Wir haben mit Hertha eine Basis gefunden. Von unserer Seite steht einem Transfer nichts mehr im Wege“, hat Max Eberl, der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, dem Tagesspiegel am Samstag bestätigt. Friend wird in Berlin einen Dreijahresvertrag erhalten. Die Ablöse für den 29-Jährigen dürfte bei knapp 1,5 Millionen Euro liegen und damit in etwa so hoch sein wie die, die Borussia Mönchengladbach vor drei Jahren für den Stürmer an den SC Heerenveen überwiesen hat; steigt Hertha auf, erhalten die Gladbacher noch einen Nachschlag.

Als Friend im Sommer 2007 an den Niederrhein kam, befand sich Borussia Mönchengladbach in einer ähnlichen Situation wie Hertha BSC jetzt: Der Klub war gerade in die Zweite Liga abgestiegen. Dass die Borussen gleich im ersten Anlauf die Rückkehr in die Bundesliga schafften, daran hatte Friend als bester Torschütze der Mannschaft einen nicht unwesentlichen Anteil. In 33 Spielen traf er insgesamt 18 Mal.

Kein Rückschritt für Friend

Mit Hertha fängt der Kanadier nun erneut in der Zweiten Liga an, als Rückschritt wertet sein Berater Andreas Kirsch das aber nicht: „Hertha ist ein gefühlter Erstligist. Ich glaube, dass wir Gladbach in zwei Jahren überholt haben werden.“ Kirsch ist Friends Abschied aus Mönchengladbach in den vergangenen Wochen „sehr aggressiv angegangen“, nicht unbedingt zur Freude der Borussen. Es sei keineswegs so gewesen, dass es keine Basis für eine weitere Zusammenarbeit zwischen Friend und Trainer Michael Frontzeck gegeben habe, sagt Sportdirektor Max Eberl. Auf ihrer Internetseite warben die Gladbacher gestern immerhin noch mit einem Foto von Friend für den Kauf einer Dauerkarte zur neuen Saison.

Kirsch aber findet, dass die Spielweise der Borussen nicht mehr zu Friend gepasst habe. Bei Hertha soll das anders sein. „Das Gesamtkonzept hat uns überzeugt“, sagt er. Deshalb habe Friend sogar Angebote aus der Premier League und vom neuen Türkischen Meister Bursaspor ausgeschlagen, die weit lukrativer gewesen wären. Herthas Manager Michael Preetz habe den Kanadier schon früh als seinen Wunschstürmer auserkoren, und auch Trainer Markus Babbel hat eine wichtige Rolle gespielt. „Er schätzt Rob“, sagt Kirsch. Schon vor einem Jahr wollte Babbel den Kanadier zum VfB Stuttgart holen. Damals aber zerschlug sich der Transfer, weil sich Friend in der Saisonvorbereitung an der Ferse verletzte. Die Verletzung war auch der Grund dafür, dass der Kanadier bei den Gladbachern nicht mehr die Bedeutung zurückerlangte, die er zuvor hatte: Er kam in der abgelaufenen Saison zwar zu 26 Einsätzen (drei Tore), stand jedoch nur zehn Mal in der Startelf.

Durch Rob Friend erhält Herthas Angriffsspiel eine neue Mitte. „Meine Hauptstärke liegt darin, dass ich Flanken verwerte“, hat er einmal gesagt. Der Kanadier ist schon wegen seiner Körpergröße von 1,95 Meter ein typischer Stoßstürmer, auf den Trainer Babbel Herthas Spiel künftig zuschneiden will. In seiner Jugend hat Friend auch Tennis, Eishockey, Volleyball und Rugby gespielt, dadurch besitzt er eine solide sportliche Grundausbildung. Ein Konterspieler – um seine Defizite einmal vorsichtig zu umschreiben – ist der kanadische Nationalstürmer allerdings nicht. Den aber werden die Berliner in der neuen Saison wohl auch nicht benötigen.

„Die Zweite Liga ist schwer zu spielen“, hat Friend schon nach seinem ersten halben Jahr in Deutschland erkannt. „Die Gegner stehen manchmal sehr tief.“ Das hat sich seitdem nicht entscheidend verändert. Hertha wird vornehmlich auf Gegner treffen, die sich am und im eigenen Strafraum verschanzen. Der Kanadier soll für diesen Fall der Türöffner sein. Man könnte auch sagen: Michael Preetz hat endlich einen Stürmer gefunden, der exakt so spielt, wie er es früher getan hat.

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