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Sport: Die Null zählt

Die Eisbären bleiben beim 1:0-Sieg gegen Aufsteiger Duisburg erstmals ohne Gegentor

Berlin - Pierre Pagé wirkte verärgert. Mit starrem Blick schaute der Trainer der Eisbären auf die vor ihm liegenden Aufzeichnungen, kritzelte ein paar Kringel auf das Papier. Wochenlang hatte sich Pagé anhören müssen, dass seine Mannschaft in der Deutschen Eishockey-Liga zu viele Gegentore bekommt. 50 Treffer in 13 Spielen hatten die Eisbären kassiert – bis gestern. Da blieben sie endlich einmal ohne Gegentor, trotzdem musste sich Pagé Kritik an seinem Team anhören, und das verstand er nicht. Beim 1:0 (0:0, 1:0, 0:0) gegen Aufsteiger EV Duisburg hatten die Berliner „nicht unglaublich gut gespielt“, wie Pagé zugab. „Aber wir waren immerhin drei Drittel lang konstant in unserer Leistung.“

Mag Pagé die an ihn gerichteten Fragen nach dem Sieg als merkwürdig empfunden haben, so musste sich sein Duisburger Kollege sogar anhören, dass er beim falschen Spiel war. Dieter Hegen wurde vom Stadionsprecher als „Bernie Englbrecht“ begrüßt. Englbrecht ist Trainer in Kassel, was Duisburgs Manager Uli Egen nach dem Spiel erst mal richtig stellte: „Unser Trainer heißt Hegen.“ Nicht alle hatten wohl zugehört, wenig später wurde Hegen von einem Fragesteller als „Herr Egen“ angesprochen. Hegen, als ehemaliger Nationalspieler nicht unbekannt im deutschen Sportgeschäft, nahm es mit Humor: „Der Trainer ist schuld, weil heute bei uns der verkehrte Trainer auf der Bank war. Wenn der richtige Trainer da gewesen wäre, hätten wir bestimmt gewonnen.“

Von einem Sieg waren die Duisburger gestern vor 4100 Zuschauern im Sportforum weit entfernt. Manager Egen hatte ja vor dem Spiel schon damit gedroht, dass seine Mannschaft „nur eine Philosophie“ verinnerlichen müsse: „Verteidigung ist wichtiger als Angriff.“ Das beherzigten die Duisburger gestern, und das ging erstaunlich lange auch gut. Vor allem wohl, weil sich die Eisbären nicht sonderlich geschickt anstellten. Es wirkte fast so, als würden sie versuchen, den guten Duisburger Torwart Patrick Ehelechner absichtlich anzuschießen. Erst nach 22 Spielminuten fand Denis Pederson dann doch eine Lücke zwischen Torwart und Torpfosten. Der Schuss des Berliner Stürmers segelte ins rechte obere Eck des Duisburger Tores zur überfälligen Führung des Meisters. Danach wurde das Spiel munterer. Die Berliner überstanden eine 3:5-Unterzahl schadlos und vergaben noch ein paar gute Chancen, bis schließlich der siebte und erste Berliner Saisonsieg ohne Gegentor perfekt war.

Das erste „Shut out“, also Spiel ohne Gegentor, von Torwart Youri Ziffzer wurde nach dem Spiel nicht lange diskutiert: Die Eisbären gaben nämlich bekannt, dass Kent Fearns zum Probetraining nach Berlin kommt. 33 Jahre alt ist der einst bei den Hamburg Freezers ausgemusterte Kanadier. Zuletzt spielte Fearns in Klagenfurt, vor der Saison dann wollte ihn Augsburg nach anfänglichem Interesse doch nicht haben. Es erscheint auch zweifelhaft, ob Pierre Pagé Fearns unbedingt haben möchte. „Ich habe Geduld“, sagte der Trainer. Mit einer Verpflichtung könne man noch warten.

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