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Sport: Die Piste des Lebens

Benedikt Voigt über das mögliche Comeback von Alessandro Zanardi Man könnte es Lüge nennen, was Alessandro Zanardi im Mai auf dem Lausitzring gesagt hat: „Ich habe zwar die Fahrt genossen, aber das war ein toller Abschluss für mich als professioneller Rennfahrer.“ Zum ersten Mal, seit der Italiener vor 22 Monaten bei einem Unfall auf dem Lausitzring beide Beine verlor, hatte er in einem auf Handsteuerung umgebauten Rennauto vor 68 000 jubelnden Fans eine schnelle Runde gedreht.

Benedikt Voigt über das mögliche Comeback von Alessandro Zanardi

Man könnte es Lüge nennen, was Alessandro Zanardi im Mai auf dem Lausitzring gesagt hat: „Ich habe zwar die Fahrt genossen, aber das war ein toller Abschluss für mich als professioneller Rennfahrer.“ Zum ersten Mal, seit der Italiener vor 22 Monaten bei einem Unfall auf dem Lausitzring beide Beine verlor, hatte er in einem auf Handsteuerung umgebauten Rennauto vor 68 000 jubelnden Fans eine schnelle Runde gedreht. Trotzdem schloss er ein Comeback aus. „Ich habe eine tolle Frau und super Kinder, die will ich nicht verlieren.“

Wahrscheinlich wollte Zanardi damals noch nicht wahrhaben, dass es ihn wieder zurück auf die Piste zieht. Inzwischen sagt er: „Wir planen noch mehr Tests, nur wenn ich mich sicher fühle, werden wir uns die Rundenzeiten ansehen.“ Oder: „Ich will den Abstand zu Giovanardi auf zwei Zehntel reduzieren.“ Nach Testfahrten in Misano, bei denen er nur dreieinhalb Sekunden unter der Bestmarke blieb, hat ihn das Rennfieber wieder erfasst. Zanardi möchte als Nächstes die Handsteuerung seines BMWTourenwagens verbessern, im August will er weiter testen. Am Ende könnte genau das stehen, was er am Lausitzring noch ausschloss: die Teilnahme an einem Tourenwagen-Rennen.

Das erscheint zunächst als seltsamer Gedanke. Ein Rennfahrer mit Beinprothesen. Doch in Wirklichkeit ist es nur konsequent. Alessandro Zanardi kehrt dorthin zurück, wo er vor dem Unfall war. Wo steht geschrieben, dass Rennautos nicht komplett mit den Händen bedient werden dürfen? Warum sollten nur Rennfahrer ohne Beinprothesen den Schnellsten suchen dürfen? Warum soll Zanardi nicht seinen Beruf ausüben, wenn er offensichtlich konkurrenzfähig ist? Natürlich muss er die Gefahren eines möglichen Comebacks abwägen. Doch wer könnte das besser als Alessandro Zanardi nach jenem Unfall.

Er könnte vielen Menschen mit seiner Rückkehr in das alte Leben als Vorbild dienen. Schon in der Marzahner Unfallklinik hatten die Ärzte seinen Mut und seine Willenskraft bewundert. Nun könnten ihn diese Tugenden auf die Piste zurückführen, auf der sein Leben spielt.

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