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Sport: Die Rasensorte im Weserstadion

Normalerweise ist die Sommerpause der reinste Horror. Acht Wochen bohrende Langeweile, nichts los außer zähen Freundschaftsspielen gegen brandenburgische Bezirksligisten.

Normalerweise ist die Sommerpause der reinste Horror. Acht Wochen bohrende Langeweile, nichts los außer zähen Freundschaftsspielen gegen brandenburgische Bezirksligisten. Diesmal jedoch war die fußballlose Zeit derart kurz, dass wir gerade mal dazu gekommen sind, das Deutschland-Fähnchen vom Autofenster zu fummeln. Von ernsthafter Beschäftigung mit der neuen Saison hingegen keine Spur. Früher konnten wir spätestens zwei Wochen vor Saisonstart sowohl die Rasensorte im Bremer Weserstadion als auch die bisherigen Vereine tunesischer Neuzugänge des VfL Wolfsburg auswendig herunterbeten. Diesmal könnte es hingegen passieren, dass wir am ersten Spieltag nochmal neugierig beim Nachbarn nachfragen: „Ist Marcelinho noch lange verletzt?“ und „Gegen wen spielt heute eigentlich der 1. FC Köln?“

Überhaupt müssen wir uns erst wieder an die Bundesliga gewöhnen. Ist ja doch ein kleiner Unterschied, ob auf dem Spielfeld gerade Thierry Henry vier hechelnde Abwehrspieler stehen lässt oder unser neu eingekaufter Topstürmer Slobodan Torriechic hektisch versucht, an der Mittellinie vier Gegner zu umzingeln. Vergeblich werden wir darauf warten, dass Kaiser Franz zum Spiel 1. FC Nürnberg gegen Mainz 05 im Helikopter eingeflogen wird. Und den Gästeblock im Berliner Olympiastadion bevölkern nun nicht mehr fröhliche Schweden und Mexikaner, sondern knurrige Bochumer und übellaunige Bielefelder.

Aber lange wird es nicht dauern, dann sind wir wieder vollständig akklimatisiert. Ein Freitag im November, Auswärtsspiel in Cottbus, es regnet in Strömen, zur Halbzeit ist das Bier alle, das Spiel geht 0:3 verloren, nach dem Schlusspfiff springt die Karre nicht an. Wir fluchen und denken doch gleichzeitig: endlich wieder richtiger Fußball.

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