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Sport: Die Regel Nummer sieben

Wie Liverpool in der 102. Minute das 1:1 schoss

Berlin - In zwölf Minuten kann man viel schaffen. Man könnte beispielsweise 182 Chicken Wings verspeisen und so den Weltrekord überbieten. Oder man könnte die englische Fußball-Meisterschaft vorentscheiden und Arsène Wenger gegen sich aufbringen. Letzteres taten Trainer Kenny Dalgish und sein FC Liverpool, als sie am Sonntag in der 102. Spielminute zum 1:1 gegen den FC Arsenal trafen. Die Londoner, mit Jens Lehmann auf der Bank, waren selbst erst in der achten Minute der Nachspielzeit 1:0 in Führung gegangen, doch vier Minuten später erhielt Liverpool einen Foulelfmeter zugesprochen. Als sich Arsenal-Trainer Wenger empörte, rief Dalgish, er solle „sich verpissen“. Dirk Kuyt traf vom Punkt zum 1:1 und Schiedsrichter Andre Marriner pfiff ab, nach 101 Minuten und 51 Sekunden.

Während Dalgish danach behauptete, er hätte nur zu Wenger gesagt, „dass ich ihm noch ein Abendessen schulde“, fand der Franzose keine Contenance mehr. „Wir bekommen nach elf Minuten einen Elfmeter gegen uns gepfiffen, nachdem der Schiedsrichter nur acht Minuten Nachspielzeit angesagt hatte“, giftete Wenger. „Ich verstehe nicht, wo die drei Minuten herkommen.“ Gewinnt Tabellenführer Manchester United heute, beträgt Arsenals Rückstand schon neun Punkte.

Anders als bei der Zweitliga-Partie Cottbus gegen Osnabrück vor einem Monat, als der Schiedsrichter gegen den Willen der Spieler 14 Minuten nachspielen ließ und diese weitestgehend den Dienst verweigerten, ging es in London erst nach Ablauf der 90 Minuten richtig los: Weil Liverpool-Verteidiger Jamie Carragher nach einem Zusammenstoß sechseinhalb Minuten behandelt wird, gibt Schiedsrichter Marriner am Ende acht Minuten Zugabe. In der 97. Minute pfeift er einen Foulelfmeter für Arsenal, den Robin van Persie nach einer Minute Diskussionen verwandelt. Nachdem sich der Holländer 46 Sekunden lang feiern lässt und die Gelbe Karte sieht, geht das Spiel weiter. 50 Sekunden später bekommt Liverpool in der mittlerweile 99. Minute einen Freistoß am Strafraum zugesprochen. Nachdem die Arsenal-Spieler sich zwei Minuten weigern, die Mauer nach hinten zu verschieben, schlägt Liverpools Suarez schließlich den Ball in den Strafraum. Drei Sekunden später stößt Arsenals Eboué Liverpools Lucas um und Marriner entscheidet auf Strafstoß.

Wenger und seine zeitschindenden Londoner mussten sich am nächsten Tag von der englischen Presse die Fifa-Spielregel Nummer sieben vorhalten lassen: „Die nachzuspielende Zeit liegt im Ermessen des Schiedsrichters.“ Dominik Bardow

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