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Trockener Tank. Der Caterham-Rennstall (hier der Überrollbügel eines Autos) wird beim Rennen in den USA genauso wenig dabei sein wie das Team Marussia. Dass beide noch einmal zurückkommen, ist mehr als zweifelhaft.

© dpa

Die Reichen und ihr Preis: Formel 1, wo geht's lang?

Die kleinen Formel-1-Teams Caterham und Marussia sind quasi pleite und auch die meisten Mittelfeld-Teams haben Finanzsorgen. Und die großen Teams? Sprechen sich plötzlich gegen die versprochene Kostenbegrenzung aus - und planen anscheinend mit weiteren eigenen Autos zu starten.

Ein Blick in die Boxengasse in Austin zeigt: Zumindest rein optisch will man in der Formel 1 noch immer nicht wahrhaben, dass der Rennserie die Teams abhanden kommen. Da stehen noch groß und breit die Namen von Caterham, Marussia und den jeweiligen Fahrern – obwohl die beim Rennen in den USA gar nicht mehr dabei sind. Die beiden Teams sind quasi pleite, stehen unter der Aufsicht von Insolvenzverwaltern. Es sind die beiden letzten der neuen kleinen Teams, die 2010 unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die Formel 1 gelockt wurden. Damals wurde ihnen weisgemacht, dass eine Budgetdeckelung eingeführt würde – das ist bis heute nicht passiert. HRT musste schon Ende 2012 aufgeben. Dass Caterham und Marussia sich noch einmal konsolidieren und 2015 zurückkehren, glauben auch nur die allergrößten Optimisten.

Auch die meisten Mittelfeld-Teams der Formel 1 haben Finanzsorgen. Williams meldete schon wieder einen Jahresverlust von 20 Millionen Euro, Lotus, Force India und vor allem Sauber taumeln seit einiger Zeit immer wieder am Rande des Abgrunds dahin. Force India etwa bezahlte erst kurz vor Austin die schon lange ausstehende letzte Rate beim Motorenlieferanten Mercedes – sonst hätte man in den USA gar nicht antreten können.

Jean Todt wollte eigentlich Anfang der Saison 2014 eine Kostenbegrenzung ins Reglement schreiben lassen. Doch der Präsident des Automobil-Weltverbands Fia gab die Idee im Laufe des Jahres auf – weil sich die großen, reichen Teams, mit Rückendeckung von Bernie Ecclestone, entgegen vorheriger Überlegungen nun doch wieder dagegen aussprachen. Dabei hatten die kleinen Teams Todt in einem Schreiben dargelegt, wie hoch die Basiskosten derzeit sind. Unter einem Budget von 120 Millionen Dollar pro Saison ist ein Überleben nicht möglich. Allein die neuen Hybridantriebssysteme schlagen zum Beispiel mit 28 Millionen zu Buche, über das Doppelte der früheren Motorenkosten.

Aus den Anteilen an den immer noch milliardenschweren Formel-1-Einnahmen aus TV- und Werberechten können mittlere Teams maximal die Hälfte dieses Budgets decken. Kleinere, die in der Konstrukteurswertung weiter hinten liegen wie Marussia oder Caterham, noch viel weniger. Denn die Verträge von Bernie Ecclestone sichern den Löwenanteil dieser Prämien den Großen und Erfolgreichen zu. Genau denen also, die sich dann mit ihrer Macht erfolgreich gegen deutlichere Kostenbeschränkungen aussprechen, um dann wieder ihre 250 Millionen und mehr pro Saison ausgeben zu können. Bei denen, Red Bull und Ferrari allen voran, aber auch bei Mercedes und McLaren, wird zwar gerne mal davon geredet, dass es nötig sei, die Kosten zu begrenzen. In der Praxis aber wird so gut wie jeder Versuch seit Jahren immer wieder blockiert. Jeder schaut nur auf seinen eigenen Vorteil, und die Fia als oberste Sportbehörde hat unter Jean Todt offenbar nicht das Durchsetzungsvermögen, endlich einzugreifen, bevor es zu spät ist.

Aber auch bei Bernie Ecclestone scheint in diesem Fall der Weitblick zu fehlen, der ihn ansonsten auszeichnet. Schon mehr als einmal hat der Formel-1-Boss klar gemacht, dass ihm weniger Teams mit je drei Autos, „die dann alle konkurrenzfähiger sind“, lieber wären. Das könnte schon 2015 der Fall sein, sollte die Anzahl der gemeldeten Fahrzeuge unter 20 liegen. Die ersten, die dann ein drittes Auto an den Start bringen müssten, wären nach derzeitigen Vereinbarungen Red Bull, Ferrari und McLaren. Wie das ganze aber in der Praxis funktionieren soll, ob diese dritten Autos zum Beispiel volle Punkte bekommen und welche Fahrer eingesetzt werden dürfen, ist noch weitgehend ungeklärt.

Vor allem aber ist die ganze Idee von Grund auf zu kurz gedacht – sportlich und wirtschaftlich. „Das kann nicht die Lösung sein“, sagt Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn. Denn drei Autos bei den Topteams heißt, „dass die Chancen für diejenigen im Mittelfeld, regelmäßig in die Punkte zu fahren und damit für Sponsoren attraktiv zu sein, noch viel geringer werden, die Gefahr, dass die dann erst recht auch wegbrechen, noch größer“. Claire Williams ergänzt: „Teams wie wir von Williams, mit ihrer Tradition, machen doch einen großen Teil der Seele der Formel 1 aus.“ Zumal eine zu große Abhängigkeit von wenigen Teams weitere Probleme nach sich ziehen würde. Denn auch für die Großen gilt: Wer einmal technisch daneben langt, der fährt dann ein Jahr lang hinter mindestens sechs, wenn nicht bald noch mehr Autos der Konkurrenz hinterher. In so einem Fall steigt ein Konzern wegen des zu befürchtenden Imageschadens ganz schnell einmal aus.

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