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Sport: Die respektlosen Schwestern

LONDON .Nein, der Wimbledon-Einstand der Familie Williams war nicht uneingeschränkt erfreulich.

LONDON .Nein, der Wimbledon-Einstand der Familie Williams war nicht uneingeschränkt erfreulich.Zwar gewann die 16jährige Serena ihr erstes Match gegen die Italienerin Golarsa in zwei Sätzen, wenig später zog die ein Jahr ältere Venus ebenso sicher gegen die Kanadierin Nejedly nach.Es waren ihre ersten Erfolgserlebnisse auf dem geheiligten Londoner Rasen.Doch während die tennisspielenden Töchter einen Fehltritt vermieden, stürzte ihre mitgereiste Mutter Oracene eine Treppe hinunter - Knöchelbruch.Nun trägt sie Gips, und "sie trägt ihn mit Fassung", wie Venus berichtete.Schließlich handelt es sich für Mum Williams nur um einen Ausrutscher am Rande.Im Mittelpunkt der Familien-Planung steht der geplante Aufstieg der Williams Sisters.Bis zum Jahr 2000, so haben sie angekündigt, werden sie das Damentennis dominieren.

Auf einem schlechten Weg sind die beiden nicht.Ihr Vater und Trainer Richard Williams hat die beiden Mädchen so lange er konnte davon abgehalten, ins harte Turniergeschehen einzusteigen; sie sollten nicht wie eine Jennifer Capriati verheizt werden.Venus hat in ihrer noch jungen Karriere trotzdem schon mehr als eine Million Dollar Preisgeld eingespielt, davon über die Hälfte in diesem Jahr.Sie gewann in Oklahoma und Key Biscayne, hat zweimal die Marktführerin Martina Hingis geschlagen und ist auf Rang sechs der Welt zwischengelandet.Serena, die erst 1998 ernsthaft bei Turnieren im Einzel startete, gilt als noch talentierter und steht schon an 20.Stelle im Computer.Sie hat Branchengrößen wie Lindsay Davenport oder Conchita Martinez besiegt und beinahe den French-Open-Triumph von Arantxa Sanchez verhindert.Im Achtelfinale von Paris lag sie 6:4, 5:2 vorn, doch die Führung reichte nicht zum Sieg.Während des Matches lieferte sie sich Wortgefechte mit der Spanierin.Warum? "Es ist doch bekannt, daß Arantxa immer was zu meckern hat", ließ Serena hören.

Übertrieben respektvoll gehen die jungen Damen, die im Achtelfinale von Wimbledon aufeinandertreffen könnten (bisher führt Venus im internen Vergleich 2:0), nicht mit der Konkurrenz um.Die ist andererseits auch nicht zimperlich.Hingis sprach ihnen ab, in London eine Rolle spielen zu können, Rasen sei nicht ihr Belag.Die ältere der beiden US-Amerikanerinnen, die aus sehr einfachen Verhältnissen in Kalifornien aufgestiegen sind zu jungen Millionärinnen, konterte: "Ich fühle mich auf allen Belägen gleich gut.Meine Chancen hier sind 1:128." Exakt 128 Spielerinnen sind am Start, aber viele von ihnen haben ein besseres Gefühl für das Spiel auf Rasen.Venus lächelte ihr nettestes Zahnspangenlächeln auf die Frage, wann sie hier das erste Mal Serve and Volley spielen werde und antwortete: "Im nächsten Spiel, das verspreche ich."

Vielleicht werden dann auch die höhnischen Kommentare von Teilen der englischen Presse nachlassen.Ein britischer Kollege hat den Auftritt der 1,86 m großen, etwas steifen Venus Williams gegen Nejedly so beschrieben: "Sie bewegte sich wie eine Giraffe auf Roller Blades." Das war kein bißchen respektvoll, aber ein ganz kleines bißchen zutreffend.Vor weiteren Stürzen wird gewarnt.

DIETMAR WENCK

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