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Sport: Die Rückkehr der Glücksschuhe

Der Fußball schreibt immer wieder diese wunderbaren kleinen Geschichten, die das Spiel so liebenswert machen: Für 800 Mark ersteigerte kürzlich ein Liebhaber die Fußballschuhe von Arie van Lent. Der Betrag ging als Spende an die Jugendabteilung von Borussia Mönchengladbach, die gebrauchten Treter aber fand van Lent am Montag in seiner Post.

Der Fußball schreibt immer wieder diese wunderbaren kleinen Geschichten, die das Spiel so liebenswert machen: Für 800 Mark ersteigerte kürzlich ein Liebhaber die Fußballschuhe von Arie van Lent. Der Betrag ging als Spende an die Jugendabteilung von Borussia Mönchengladbach, die gebrauchten Treter aber fand van Lent am Montag in seiner Post. Als Leihgabe bis zum Saisonende erhalte er die Schuhe wieder zurück, schrieb der Borussen-Fan. "Da habe ich sie am Montag eingefettet und in die Ecke gestellt", sagte der Stürmer von Borussia Mönchengladbach. Am Dienstagabend zog van Lent seine alten Schuhe dann wieder an und erzielte beim 4:0 gegen den 1. FC Köln innerhalb von 14 Minuten einen Hattrick.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Die wundersame Rückkehr des Schuhwerks ging einher mit der wunderbaren Wiederauferstehung des holländischen Torjägers, der aufgrund seiner mangelnden Treffsicherheit zuletzt der Verzweifelung nahe war. Van Lents Saisontore acht, neun und zehn bescherten den Gladbachern den zweiten Heimsieg dieser Spielzeit. Nach dem 1:0 zum Auftakt gegen die Bayern dauerte es bis zum 20. Spieltag, ehe dem VfL endlich das zweite Erfolgserlebnis vor heimischer Kulisse gelang. Das 4:0 war deutlich: In dem Maße, wie es für die Gladbacher zum Triumph geriet, wurde es für die Gäste zum Debakel. "Das war der Abstieg", sagte der Kölner Stürmer Markus Kurth gar in seiner ersten Erregung. Vielleicht kommt diese Prognose noch ein bisschen zu früh, aber die Kölner plagen sich kurz vor Beginn des rheinischen Straßenkarnevals mit einer tiefen Depression.

Nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte leitete Schiedsrichter Lutz-Michael Fröhlich in der 51. Minute die Entscheidung ein. Nach einem Gerangel im Kölner Strafraum zeigte Fröhlich auf den Elfmeterpunkt. Dass die folgende Exekution erfolgreich verlief, war vorherbestimmt: Toni Polster, früher Torjäger in Köln und heute in der Gladbacher Marketing-Abteilung beschäftigt, hatte Borussias Spieler Markus Münch kurz vor Spielbeginn telefonisch instruiert, in welche Ecke er einen Strafstoß zu schießen habe. Nach dem Spiel gab es für Münch von der österreichischen Frohnatur als Belohnung einen herzhaften Kuss auf die Stirn.

Das Spiel war mit diesem Treffer entschieden, weil die Kölner wie so oft in dieser Saison nach dem Rückstand regelrecht auseinander fielen. Kölns Interimstrainer Christoph John sprach in seiner Analyse davon, die Mannschaft sei "blind nach vorne gelaufen", habe "überhaupt keine Orientierung mehr gehabt" und "völlig den Kopf verloren". Und so brachen die Kölner ein wie eine marode Mauer unter den Schlägen einer Abrissbirne.

Kölns Manager Hannes Linßen sieht das Team im Kampf um den Verbleib in der Bundesliga inzwischen als "krassen Außenseiter. Wir müssen uns mit der Zweiten Liga beschäftigen." Der Rückstand in der Tabelle sei nur noch schwer aufzuholen, sagte Linßen. Sportlich ist die Lage noch prekärer als vor dem Rausschmiss von Ewald Lienen. Dabei erscheint das Auftreten der Mannschaft als exaktes Spiegelbild des konzeptlosen Vorgehens der Führungsriege. Wie lange John noch auf der Bank sitzen darf oder muss, ist weiterhin unklar.

Linßen und Präsident Albert Caspers agieren in dieser wichtigen Personalfrage konfus. Am Dienstag nach dem Spiel sagte Caspers: "Es tut mir Leid für Christoph John, dass er keinen Erfolg gebracht hat." Gestern tagte das Präsidium drei Stunden lang. Caspers lehnte danach jede mündliche oder schriftliche Stellungnahme ab. "Es bleibt dabei, dass Christoph John die Mannschaft auch in Hamburg betreut. Mehr gibt es heute nicht zu sagen", sagte Pressesprecher Rolf Dittrich.

Inzwischen hat auch der Wunschkandidat der Kölner sein Desinteresse an der schwierigen Aufgabe kundgetan. Jürgen Röber sagte, dass er in der laufenden Saison nicht bei einem neuen Verein anfangen werde. So wie sich der 1. FC Köln derzeit präsentiert, könnte ein neuer Trainer nur verlieren. Dirk Lottner hat bereits gesagt, dass es egal sei, ob der Trainer John heiße oder Hans Wurst. Die Frage ist nur, ob sich Hans Wurst diesen FC antun würde.

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