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Bei der letzten EM 2018 stürmte Asher-Smith im Berliner Olympiastadion zu drei Goldmedaillen, ein Jahr später wurde sie Weltmeisterin über 200-Meter.

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Die schnellste Frau Europas: Sprinterin Dina Asher-Smith will bei der EM wieder Siege feiern

Dina Asher-Smith musste zuletzt einige Rückschläge verkraften. Nun startet die Titelverteidigerin in München und will an alte Erfolge anknüpfen.

Als die goldene Ära der britischen Leichtathletik begann, steckte Dina Asher-Smith noch in den Startlöchern. Bei den Olympischen Spielen in London 2012 war die damals 17-Jährige als Volunteer tätig und trug für die großen Stars die Taschen. Der sogenannte „Super-Samstag“, an dem Großbritannien seinerzeit vor heimischer Kulisse gleich drei Goldmedaillen gewann, erlebte sie zwar hautnah, aber eben nur als Zuschauerin.

Zehn Jahre später wird Asher-Smith immer noch gelegentlich dazu befragt. Sie antwortet immer höflich, schwärmt von der Bedeutung dieses Abends für den britischen Sport. Dabei hat sie den Erfolg ihrer Vorgänger längst getoppt. Die Sprinterin ist immer noch nur 26 Jahre alt, gilt aber schon seit Jahren als größter Star und Aushängeschild der britischen Leichtathletik. Am Dienstag startet sie als dreifache Titelverteidigerin bei den Europameisterschaften in München und will dort zeigen, dass sie immer noch die schnellste Europäerin ist.

In den Jahren nach den Londoner Spielen ging es für Asher-Smith lange nur aufwärts. Bei der letzten EM 2018 stürmte sie im Berliner Olympiastadion zu drei Goldmedaillen, ein Jahr später wurde sie Weltmeisterin über 200-Meter. In diesem Sommer gilt sie aber vor allem als Comeback-Kid.

Während ihre Rivalinnen in den vergangenen zwei Jahren immer schneller wurden, hatte die Britin eher mit Rückschlägen zu kämpfen. In Tokio vor einem Jahr platzte ihr Traum von einer olympischen Medaille wegen eines Muskelrisses im Oberschenkel, den sie wochenlang verschwiegen hatte. Unter Tränen musste sie nach dem Vorrunden-Aus über 100 Meter auch die Teilnahme am 200-Meter-Rennen absagen.

Immer wieder beweist Asher-Smith Haltung

Umso bewegender war ihr emotionaler Auftritt vor den Kameras, weil er so ungewöhnlich daherkam. Denn ansonsten ist Asher-Smith sehr souverän und selbstsicher, wenn sie in der Öffentlichkeit spricht. Sie wirkt nahbar, gilt aber gleichzeitig als einer der eloquentesten Stars ihrer Sportart. Und immer wieder zeigt sie die bemerkenswerte Gabe, Haltung zu beweisen, ohne zu polarisieren.

2020, als die Sportwelt nach dem Mord an George Floyd mit Fragen des strukturellen Rassismus haderte, erhob Asher-Smith wie viele andere Athlet:innen ihre Stimme. Sie wählte dafür eine Kolumne für die erzkonservative Zeitung „Daily Telegraph“. In ihren eigenen Worten wollte sie damit aktiv jene Menschen ansprechen, die „eine andere Weltanschauung haben“.

Aber nicht nur wegen ihrer Haltung gilt Asher-Smith als eine der populärsten britischen Sportler:innen überhaupt. Geholfen hat dabei natürlich auch, dass sie auch zu den erfolgreichsten zählte. Neben den vielen Goldmedaillen wurde sie 2019 Diamond-League-Siegerin, und holte bei der WM in diesem Sommer Bronze über die 200 Meter. Über 100 Meter waren allerdings die Jamaikanerinnen schneller.

Am Dienstag wird die Britin als gesetzte Halbfinalistin über 100 Meter starten und will an ihre Erfolge anknüpfen.
Am Dienstag wird die Britin als gesetzte Halbfinalistin über 100 Meter starten und will an ihre Erfolge anknüpfen.

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Deshalb muss Asher-Smith bei der EM erst einmal zeigen, dass sie tatsächlich noch eine Siegläuferin ist. In den vergangenen zwei Saisons haben gerade die jamaikanischen Sprinterinnen wie Elaine Thompson-Herah, Shelly-Ann Fraser- Pryce und Shericka Jackson das Leistungsniveau noch einmal deutlich angehoben.

Dafür genügt nur ein kurzer Blick in die Liste der besten Marken aller Zeiten. Über 100 Meter gibt es mittlerweile sechs Leistungen unter den ewigen Top Ten, die in den Jahren 2021 und 2022 erzielt wurden. Fraser-Pryce lief erst am vergangenen Mittwoch im Rahmen der Diamond League in Monaco 10,62 Sekunden. Der lange als unantastbar geltende Weltrekord von Florence Griffith-Joyner (10,49 Sekunden) wackelt inzwischen.

Während die Jamaikanerinnen immer besser werden, kämpft Asher-Smith seit einiger Zeit vor allem um ihre Fitness. Auch in diesem Jahr gab es Rückschläge. Im Juni verlor sie überraschend bei den britischen Meisterschaften, und vor einigen Wochen musste sie bei den Commonwealth Games kurzfristig absagen, weil sie schon wieder Probleme mit dem Oberschenkel hatte.

Dabei wähnte sie sich wieder auf einem guten Weg, immerhin stellte sie in Eugene über 100 Meter den britischen Rekord in 10,83 Sekunden ein.

Für die EM scheint es nun aber zu reichen. Am Dienstag wird die Britin als gesetzte Halbfinalistin über 100 Meter starten, ab Donnerstag geht es mit den 200 Metern weiter. Als Titelverteidigerin in beiden Einzeldisziplinen gilt sie neben der formstarken Schweizerin Mujinga Kambundji als klare Favoritin.

Erst danach, in den entscheidenden Wochen der Diamond-League-Saison, muss sie sich wieder mit den Größen aus Jamaika messen. Doch schon in München will Dina Asher-Smith zeigen, dass sie den Anschluss zur Spitze noch lange nicht verloren hat. (dpa)

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