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Sport: Die Schuld der Vereine

Theo Zwanziger über das Rassismus-Urteil des DFB

Von Sandra Dassler

Cottbus - Eigentlich war Theo Zwanziger, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, nach Cottbus gekommen, um die Lausitzer Sportschule zur deutschlandweit ersten „Eliteschule des Fußballs“ zu küren. Doch nach dem Festakt ging es dann vor allem um das Urteil des DFB-Sportgerichts gegen den FC Hansa Rostock. 20 000 Euro muss der Zweitligist zahlen, weil es beim 1:9 seiner zweiten Mannschaft im Pokal gegen Bundesligist Schalke 04 rassistische Sprechchöre gegen Nationalspieler Gerald Asamoah gegeben hatte. Außerdem findet das nächste Spiel der Rostocker Amateure unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Zwanziger begrüßte das Urteil. Man könne nicht auf der einen Seite stolz auf die integrative Funktion des Fußballs sein und auf der anderen Seite solche Vorfälle tolerieren. Es sei eine „unverschämte Frechheit, diesen Menschen allein wegen seiner Hautfarbe von den Tribünen herunter zu verletzen“.

Dem Tagesspiegel sagte Zwanziger: „Die Vereine machen sich mitschuldig. Sie können sich nicht länger damit herausreden, dass es sich bei rechtsradikalen und rassistischen Ausfällen um die Aktionen einiger weniger Störenfriede handle. Sie tragen die Verantwortung und müssen auch mit den Konsequenzen leben – bis hin zum Punktverlust.“

Natürlich sei man beim DFB nicht so weltfremd, um nicht die Gefahr zu sehen, dass Trittbrettfahrer versuchen könnten, den Klubs zu schaden, indem sie sich unter die heimischen Fans mischten. Aber das zu verhindern, liege wiederum in der Verantwortung der Vereine.

Der DFB-Chef zog die WM als Vorbild heran. „Dieses faire und tolerante Klima muss auch jetzt in den deutschen Stadien selbstverständlich sein – egal, in welcher Spielklasse.“ Nach dem Urteil sei man in Rostock plötzlich sehr rührig geworden, sagte Zwanziger. Andere Vereine würden hoffentlich daraus lernen: Der Fifa-Strafenkatalog, der Sanktionen bis hin zum Zwangsabstieg vorsehe, gelte schließlich auch in Deutschland.

Rostocker Fans gaben gestern bekannt, dass sie am Montag beim Zweitligaspiel gegen Kaiserslautern ein Zeichen setzen wollen. Der Fanbeirat des Vereins beschloss eine Plakataktion. „Was auf den Plakaten stehen wird, wollen wir noch nicht verraten. Es wird aber eine sehr eindeutige Botschaft sein“, sagte der Fanbeauftragte Axel Klingbeil. Zudem streben die Fans beim Länderspiel Deutschland gegen Georgien am 7. Oktober in Rostock ein Treffen mit Asamoah an, um sich bei ihm zu entschuldigen.

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