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Sport: Die Sonnenwende

Erst liegt die Mixed-Staffel vorn, dann wird sie WM-Dritter, weil Schlussmann Peiffer sich geblendet fühlt.

Für Arnd Peiffer war die Sache klar: „Mir hat die Sonne voll ins Visier geschienen. Ich hätte auch fünf Fehler schießen können, das war reine Glückssache.“ Mit einer Minute Vorsprung war der Schlussläufer der deutschen Mixed-Staffel beim Auftaktwettbewerb der Biathlon-WM in Ruhpoldig auf die Strecke gegangen. Doch mit dem erhofften Gold wurde es am Ende nichts. Peiffer patzte bei der letzten Schießübung, musste in die Strafrunde – so dass am Ende Norwegen als Weltmeister und Slowenien noch an Deutschland vorbeizogen.

Den Fehler Peiffers nahm Uwe Müssiggang bei frühlingshaften zwölf Grad in Ruhpolding recht gefasst zur Kenntnis. „Klar – wenn man vor dem Weltmeister-Titel steht und dann doch noch abkippt, ist das immer ein bisschen enttäuschend“, gab der Bundestrainer der deutschen Biathleten zu, ehe er die Bronzeplakette für die gemischte Staffel halbwegs feierlich einpackte. „Unser Ziel für den WM-Auftakt war eine Medaille“, sagte Müssiggang, „und die haben wir erreicht.“

Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig („Wir sind zufrieden mit dem dritten Platz“) pflichtete dem Chef bei. Zugleich aber tadelte er die Technik-Abteilung des Weltverbandes (IBU) – für die erste Panne gleich beim ersten Weltmeisterschaftsrennen: Bei Ole Einar Björndalen, für Norwegens Staffel an Position drei gestartet, blieb die schwarze Scheibe beim ersten Schuss im Stehendanschlag stehen – obwohl der 38-Jährige, wie sich bei der Inspektion am Objekt herausstellte, getroffen hatte.

Björndalen, der ohne das technische Problem mit drei Nachladern ausgekommen wäre, drehte also zu unrecht eine Strafrunde. Doch noch während des Wettbewerbs bekamen er und sein Team 28,4 Sekunden gutgeschrieben – und durften, obwohl nach den Slowenen ins Ziel gelaufen, so ihren Sieg mit 20,2 Sekunden Vorsprung feiern. Weitere 12,6 Sekunden später schob sich Peiffer über die rote Linie. Begrüßt unter anderem von Andreas Birnbacher, den mit Abstand überzeugendsten Starter im deutschen Team.

Zwei fehlerfreie Schießeinlagen hatte der 30-Jährige vorgelegt – so dass den Oberbayern nicht nur das verpasste Gold, sondern auch der peinliche Blackout der gar nicht weltmeisterlichen Technik bei Björndalen ärgerte. „Schade, dass bei Ole die Scheibe nicht gefallen ist – das sollte nicht passieren“, sagte Birnbacher und ergänzte: „Wäre die Scheibe gefallen, hätte das ganze Schießen anders laufen können.“

Ansonsten verschafften ihm der Verlauf der Mixed-Staffel und sein eigener Beitrag aber weitere Zuversicht für die Einzelwettbewerbe von Ruhpolding. Schon die ganze bisherige Saison verlief für Birnbacher ausgesprochen erfolgreich – und während seine weiblichen Mitstreiterinnen Andrea Henkel und Magdalena Neuner über Nervosität vor dem Start klagten, präsentierte sich der Mann aus Prien am Chiemsee als die Ruhe in Person.

Blitzschnell und makellos räumte der Dritte im Gesamtweltcup seine zehn Scheiben ab, legte unter allen gestarteten Männern die beste Laufzeit in den von der Märzsonne aufgeweichten Schnee – und rieb sich für den Sprint am Sonnabend schon mal die Hände. „Mit meinem Rennen bin ich natürlich sehr zufrieden“, sagte Birnbacher. Und erklärte dann ohne falsche Bescheidenheit: „Einer muss ja aus der Reihe fallen.“

Auch Magdalena Neuner, die sich zum WM-Start zumindest stabiler als Andrea Henkel („Ich war doch ziemlich nervös, das kenn' ich von mir bei Staffeln gar nicht“) zeigte, fiel im Vergleich zu Birnbacher ab. Immerhin: Ihren Plan, in Ruhpolding sechs Medaillen zu gewinnen, kann sie weiter verfolgen. „Für uns Sportler war's ein bisschen warm. Aber es war ein gutes Rennen, um reinzukommen“, sagte die 25-Jährige.

Startläuferin Andrea Henkel hatte ihr nach wackligem Liegendschießen mit zwei Nachladern 46 Sekunden Rückstand mit auf die Teilstrecke gegeben. Neuner kam nach ihrem Sechs-Kilometer-Abschnitt bis auf sieben Sekunden an die zu diesem Zeitpunkt führenden Franzosen heran, ehe der überragende Birnbacher Deutschland auf Platz eins lief. Für die knapp 30 000 Zuschauer in der vollbesetzten Chiemgau Arena war der Sieg der deutschen Staffel zu diesem Zeitpunkt schon beschlossene Sache. Doch dann zeigte sich die Sonne im Visier von Arnd Peiffer, der es irgendwann aber trotzdem noch schön fand, „mit einer Medaille in die WM zu starten.“

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