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Sportlerinnennamen: Die Spuren von Simone Greiner-Petter-Memm

Die Biathletin Martina Glagow heißt nun Martina Beck. Andere Athletinnen behalten nach der Heirat ihre Erfolgsnamen. Das hat zum Teil skurrile Folgen.

Berlin - Nach dem Heiratsantrag im Tauchurlaub auf den Malediven wusste Martina Glagow sofort, dass eine Sache nicht zu ihren Hochzeitsvorbereitungen gehören würde: das Grübeln darüber, ob Beck-Glagow oder Glagow-Beck besser klingt. „Für mich war klar, dass ich wie mein Mann heißen will“, sagt die Biathlon-Weltmeisterin. „Es gibt ein Leben nach dem Sport. Wenn man ein Kind hat, soll die ganze Familie den gleichen Namen haben.“ Die 29-Jährige war froh, den Namen Glagow mit ihrer Hochzeit am 24. Juli los zu werden. „Das musste man oft buchstabieren. Mal hat das ’w’ gefehlt, mal wurde Glasgow draus. Das war zum Teil nervig“, erzählt Martina Beck, die heute beim Einzelrennen über 15 Kilometer (17.15 Uhr, live in der ARD) in Östersund in die Weltcupsaison startet.

Auch ihre Teamkollegin Simone Denkinger hat geheiratet, sie heißt nun Hauswald. Die beiden nehmen mit ihrer Namenwahl eine Sonderrolle ein unter den aktiven und ehemaligen deutschen Spitzensportlerinnen. Diese stehen bei exotisch anmutenden Wortungetümen Politikerinnen wie Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Inge Wettig-Danielmeier in nichts nach. Ob Gunda Niemann-Stirnemann, Monique Garbrecht-Enfeldt (Eisschnelllauf), Evi Sachenbacher-Stehle, Claudia Künzel-Nystad (Langlauf), Martina Ertl-Renz, Michaela Gerg-Leitner, Monika Bergmann-Schmuderer (Ski alpin), Silke Kraushaar-Pielach (Rodeln), Katrin Rutschow-Stomporowski (Rudern) oder Heike Meier-Henkel (Leichtathletik): Sie alle finden Doppelnamen schick oder zumindest sinnvoll.

Dass Doppelnamen ein Vorteil sind, weil der mit Triumphen verbundene Mädchenname nicht plötzlich in der Versenkung verschwindet, glaubt Bernhard Schmittenbecher nicht, bei dessen Sportmarketing-Agentur Martina Beck unter Vertrag steht. „Der Name Glagow war außergewöhnlich, aber Martina wird nun Beck durch Leistung zu einem besonderen Namen machen“, sagt er. Entscheidend sei ohnehin das Gesicht. Wenn eine Langhaarige plötzlich kurzgeschoren sei und später wieder lange Haare habe, „ist das fürs Marketing schwieriger“. Und wenn aus einem Doppel- ein Triple-Name wird, kann Schmittenbecher nur noch den Kopf schütteln. „Greiner-Petter-Memm ist doch grausig“, sagt er, „da kann man ja mit einem Namen eine ganze Staffel besetzen.“ Die frühere Biathletin Simone Greiner-Petter-Memm hängte an ihren Doppel-Mädchennamen noch den ihres Ehemannes dran und ließ Journalisten verzweifeln, die sich mühten, den Namen in Überschriften zu quetschen.

„Das Thema wird besprochen, aber es gibt kein Patentrezept. Die Athletin muss sich wohlfühlen“, sagt Karen Krüger von der Meet Success AG, zu deren Klienten Evi Sachenbacher-Stehle und Claudia Nystad gehören. Letztere hat ihren Doppelnamen nur übergangsweise benutzt, mittlerweile ist sie nur noch Frau Nystad. Justine Henin-Hardenne, die einstige Nummer eins im Tennis, heißt nach ihrer Scheidung wieder Henin, andere Sportlerinnen haben sich zwar von Ehemann Nummer eins getrennt, dessen Namen aber mit in Ehe Nummer zwei gebracht. Ex-Hochspringerin Heike Meier-Henkel geborene Redetzky behielt nach der Scheidung von Ex-Schwimmer Rainer Henkel und der Hochzeit mit Ex-Zehnkämpfer Paul Meier die Namen beider Männer – der zweite Ehemann darf aber vorne stehen. Gunda Niemann geborene Kleemann heiratete 1997 ihren Manager und wurde Frau Niemann-Stirnemann. „Sie hat gesagt, unter Niemann kennen mich alle“, sagt Oliver Stirnemann. Eisschnelllaufen wurde erst langsam zur TV-Sportart, da habe man die Zuschauer nicht mit einem neuen Namen verwirren wollen. „Das ist jetzt anders. Bei Martina Beck wird es eine halbe Saison dauern, dann haben sich die Leute daran gewöhnt.“

Martina Becks Sponsor, dem Heiztechnik-Unternehmen Viessmann, bescherte der Namenswechsel allerdings Arbeit. „Auf den Fanschals steht noch Glagow. Echte Fans werden keinen Schal mit dem falschen Namen erwerben“, sagt Torsten Stark, der bei Viessmann für Sportsponsoring zuständig ist. „Jetzt müssen wir schauen, wie wir die alten wegkriegen.“ Neue Schals sind in Planung.

Helen Ruwald

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