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Sport: Die Strafe der Gesetzlosen

BAR-Honda wird trotz fehlender Beweise für zwei Formel-1-Rennen gesperrt

Es ging um sechs Kilogramm. 606 Kilogramm hatte der BAR-Honda von Formel-1-Pilot Jenson Button beim Grand Prix von San Marino nach dem Rennen gewogen – sechs Kilogramm mehr als nötig. Nach dem Abpumpen allen Benzins wog das Auto aber nur noch 594 – sechs Kilogramm weniger als das vorgeschriebene Mindestgewicht von 600 Kilogramm. Deswegen wurde BAR-Honda gestern nachträglich vom Großen Preis in Imola disqualifiziert und für die Rennen in Barcelona und Monte-Carlo gesperrt. „Wir sind geschockt von der Entscheidung“, sagte BAR-Teamchef Nick Fry.

Direkt nach dem Rennen war BAR aus Mangel an Beweisen noch freigesprochen worden. Die Sportkommissare hatten sich mit den Daten des Teams zufrieden gegeben, die wohl belegten, dass während des Rennens diese 600 Kilogramm nie unterschritten wurden. Bei der Berufungsverhandlung in Paris folgten die Richter jedoch zumindest teilweise der Ansicht des Automobil-Weltverbands (Fia), dass ein Regelverstoß vorlag.

Der Knackpunkt in der Frage war folgender: Ist Benzin als Ballast erlaubt, um das Auto über dem Mindestgewicht von 600 Kilo zu halten? Das Regelbuch verbietet das nicht ausdrücklich. Allerdings gab es 1994 eine Entscheidung der Technischen Arbeitsgruppe der Formel 1, nach der die Autos grundsätzlich ohne Benzin gewogen werden müssen. Diese fand jedoch, aus welchen Gründen auch immer, keinen schriftlichen Eingang ins offizielle Regelwerk. Trotzdem sei dies aber allen Teams bekannt gewesen, und der Geist der Paragraphen lasse auch keine andere Argumentation zu, erklärten nun die Berufungsrichter. Außerdem hätten BAR-Verantwortliche bei der Abpumpprozedur nicht immer wahrheitsgemäß Auskunft gegeben – das Benzin aus einem kleinen Zusatztank wurde deshalb zunächst nicht abgepumpt. Diesen zweiten Tank nutzen fast alle Teams zur besseren Spritversorgung des Motors.

Bei BAR sieht man die Angelegenheit etwas anders. „Wir haben bewiesen, dass wir bestehende Regeln eingehalten haben“, sagte Nick Fry. „Die Fia gibt mit der Entscheidung zu, dass ihre Regeln unklar sind.“ Auch die Berufungsrichter mussten einräumen, dass dem Team eine vorsätzliche Betrugsabsicht nicht nachzuweisen ist. Es liege aber eine grobe und bedauerliche Nachlässigkeit vor, im Verhalten während der Überprüfung und auch darin, dass BAR nicht vorab um eine Klärung der Regelauslegung gebeten habe.

Es ist davon auszugehen, dass der Rennstall aber nun auf Klärung drängen wird. „In Rücksprache mit unseren Anwälten müssen wir sagen, dass die Strafe komplett unangemessen ist“, sagte Teamchef Fry. „Wir sind im Moment dabei, unsere Optionen zu prüfen.“ Da Fry davon ausgeht, dass seine Autos heute beim Freien Training zum Großen Preis von Spanien auf die Strecke gehen dürfen, ist die wahrscheinlichste Option folgende: BAR wird versuchen, eine einstweilige Verfügung vor einem ordentlichen Gericht zu erwirken. „Uns ist bewusst, dass dabei im Endeffekt auch eine noch härtere Strafe herauskommen könnte“, sagte Nick Fry. „Aber uns geht es gar nicht um die Punkte. Wir wollen vor allem unseren Namen reinwaschen.“

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