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Sport: Die Tränen des Sebastian Prüsener

Das Pokalfinale gegen Friedrichshafen hat für den SCC-Volleyballer eine besondere Bedeutung

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Sebastian Prüsener wurde von Gefühlen übermannt. Während sich in der Sporthalle in Dessau auf der anderen Seite des Netzes Freudenszenen abspielten, kamen dem Volleyballer des SC Charlottenburg die Tränen. Verzweiflung, Enttäuschung – Prüseners Welt war für einen Moment aus den Fugen geraten. 2:3 hatte der SCC das Pokal-Endspiel am 1. Februar 2004 gegen den VfB Friedrichshafen verloren, die zum Greifen nahe Trophäe reckte nun der Gegner den Hallenschweinwerfern entgegen. Prüsener hat den Moment nicht vergessen. Heute (16 Uhr) treffen beide Mannschaften in der Bonner Hardtberghalle wieder aufeinander, wieder im Pokalfinale.

Sebastian Prüsener hat auch schon eine Kampfansage gemacht vor dem Spiel – ausgerechnet am vergangenen Mittwoch, als der SCC gerade in eigener Halle gegen Paris Volley in der Champions League 1:3 verloren hatte und nun kaum noch eine Chance auf das Viertelfinale hat. Prüsener sagte jedenfalls: „Das Spiel am Sonntag ist mir wichtiger, als in der Champions League eine Runde weiterzukommen.“

Prüsener, gebürtiger Münchner, hatte vorher immer in der Heimat gespielt: meist beim TSV Unterhaching, zwischendurch auch ein paar Jahre beim ASV Dachau. Zweimal war er mit den Unterhachingern schon im Endstadium des Pokals am VfB Friedrichshafen gescheitert: einmal im Halbfinale, einmal im Finale. Prüsener wollte sportlich vorankommen. Da hilft manchmal eben nur ein Ortswechsel. Zur Saison 2003/04 holte sich der SCC den 22 Jahre alten Abiturienten. Im Pokal blieb für ihn auch beim neuen Klub alles beim Alten. „Dabei waren wir in Dessau zumindest leicht favorisiert“, sagt Prüsener. Deshalb hat ihn die Niederlage mit den Charlottenburgern gegen den VfB Friedrichshafen besonders getroffen. Erste Genugtuung erfuhr er am Ende der vorigen Saison, als der SCC Deutscher Meister wurde. Im Play-off-Finale war – natürlich – wieder der Klub vom Bodensee der Kontrahent.

Unter SCC-Trainer Mirko Culic hat Prüsener dazugelernt. Unübersehbar sind bei ihm die Fortschritte bei der Annahme, ohnehin seine Stärke. Und auch die früher vorhandenen Defizite im Angriff konnte der Nationalspieler erheblich reduzieren. „Der Sebastian war einfach überragend“, schwärmte vor rund einer Woche SCC-Manager Kaweh Niroomand, nachdem die Mannschaft in der Bundesliga gerade einen 3:1-Sieg erreicht hatte – gegen den VfB Friedrichshafen. Die Bundesliga-Bilanz zwischen den beiden Rivalen ist damit in dieser Saison erst einmal ausgeglichen. Beide Mannschaften haben jeweils ihr Heimspiel gewonnen.

Dass beim SCC die vermeidbare Niederlage am Mittwoch in der Champions League gegen Paris Volley Spuren hinterlassen hat, auf die Moral drückt und im Pokalfinale gegen Friedrichshafen nun nachwirkt, fürchtet Prüsener nicht. „Das sollte an diesem Wochenende keine Rolle mehr spielen“, sagt er. Und so hofft er: Wenn es diesmal Tränen geben sollte, dann nur Freudentränen.

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