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DIE TRAUERREDE: „You will never walk alone“

Bei der Trauerandacht für Robert Enke in der Marktkirche von Hannover sprach gestern Landesbischöfin Margot Käßmann. Danach zogen 35 000 Menschen schweigend durch die Stadt.

Bei der Trauerandacht für Robert Enke in der Marktkirche von Hannover sprach gestern Landesbischöfin Margot Käßmann. Danach zogen 35 000 Menschen schweigend durch die Stadt. Wir dokumentieren die Rede in Auszügen:

Liebe Trauergemeinde,

Wenn du durch einen Sturm gehst

Geh erhobenen Hauptes

Und hab keine Angst vor der Dunkelheit

Am Ende des Sturms

Gibt es einen goldenen Himmel

Und das silberhelle Lied einer Lerche

Geh weiter, durch den Wind

Geh weiter, durch den Regen

Auch wenn sich alle Deine Träume in Luft auflösen

Geh weiter, geh weiter, mit Hoffnung in deinem Herzen

Du wirst niemals alleine gehen

Geh weiter, geh weiter, mit Hoffnung in deinem Herzen

Du wirst niemals alleine gehen

Ja, You’ll never walk alone...

Doch Robert Enke ist seinen Weg alleine zu Ende gegangen. Ganz alleine in der Dunkelheit, die ihn umgab und die in ihm gewesen sein muss. (...)

Alle Vermutungen, die große Frage nach dem Warum, sie sollten wir mit großer Vorsicht behandeln. Jetzt ist die Zeit der Trauer um einen Menschen, der vielen Jugendlichen und Erwachsenen viel bedeutet hat. (...) Ein Mann, dessen Umgang mit seiner kranken Tochter und ihrem Tod uns alle berührt hat. Ein Mann, der so viel zurücklässt, was ihm kostbar und wertvoll war. (...)

Es ist gut, wenn auf dem Weg der Trauer das Länderspiel für den nächsten Samstag abgesagt wird, weil auch im Leistungssport nicht der ununterbrochene Betrieb zählt. (...) Fußball allein ist nicht unser Leben, sondern Liebe zueinander, Gemeinschaft, sich gehalten wissen auch in allen Schwächen unseres Lebens, das zählt. (...)

Unser Herz erschrickt, weil wir an diesem entsetzlichen Tod erkennen: Unser Leben ist zutiefst zerbrechlich und gefährdet. Hinter Glück, Erfolg und Beliebtheit können abgrundtiefe Einsamkeit und Verzweiflung liegen, die Menschen an ihre Grenzen führen. (...)

Wie traurig ist es, dass jemand nicht wagt, über Depressionen und Krankheit zu sprechen, weil das als Schwäche angesehen wird. Oder weil es die Adoption der Tochter gefährden könnte. Krankheit und Leid gehören zum Leben! (...)

Halten wir an der Zuneigung zu Robert Enke fest auch über seinen Tod hinaus, den wir so schwer verstehen. Über die Schwelle des Todes hinaus können wir ihn nicht begleiten. Aber wir dürfen der Zusage vertrauen, dass Gott uns über diese Schwelle trägt und auch Robert Enke bei ihm geborgen ist. So dass auch auf diesem letzten Weg gilt:

You’ll never walk alone.

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