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Sport: Die unendliche Operation

Rätsel um die Verletzung des Handballers Zeitz

Wenn Christian Zeitz zum Handball greift, raunt und staunt das Publikum. Erst am Sonntag, beim 50:26-Auswärtssieg seines Klubs THW Kiel beim Tschechischen Meister Karvina, stellte Zeitz erneut seine herausragenden Fähigkeiten unter Beweis: brachiale „Fackeln“, wie im Jargon besonders harte Würfe genannt werden, kunstvolle Trickwürfe von Rechtsaußen, gefühlvolle Heber aus vollem Lauf. Christian Zeitz ist in einer sensationellen Form. Und doch: Beim World Cup (siehe Artikel unten), dem Test für die WM 2007, ist er nicht dabei. Und deshalb ist jetzt sogar die WM-Teilnahme des 25-Jährigen gefährdet – was die deutschen Chancen für das Großereignis im eigenen Land erheblich schmälern würde.

Warum der 121-fache Nationalspieler nicht angereist ist, um für die WM zu proben, finden seine Kollegen mysteriös: „Wir steigen alle nicht richtig dahinter“, sagt Kapitän Markus Baur. Der offizielle Text seiner Absage lautete, er stehe vor einer Operation. Zeitz leidet seit Wochen an einer Hüftverletzung. Voraussichtlich drei, maximal vier Wochen wäre Zeitz nach dem Eingriff ausgefallen. Kompliziert wurde die Angelegenheit, als der auch abseits des Handballfeldes eigenwillige Zeitz sich Anfang Oktober weigerte, die Operation vornehmen zu lassen; ihn plagte immer noch die Erinnerung an einen Eingriff aus dem vergangenen Jahr.

Bundestrainer Heiner Brand mahnte: „Er muss sich entscheiden, denn auch ich brauche Planungssicherheit.“ In der vorigen Woche hatte sich der Linkshänder dazu durchgerungen, „er brauchte einfach ein paar Wochen, um zu akzeptieren, dass dieser Eingriff nicht zu vermeiden ist“, erklärt seine Beraterin Ciz Schönberger. Während des World Cups wollte Zeitz sich operieren lassen, dann wäre er Anfang Dezember wieder fit gewesen. Dann nämlich stehen für seinen Arbeitgeber THW Kiel die Achtelfinals in der Champions League an, die der zwölffache Deutsche Meister unbedingt das erste Mal gewinnen will. Das alles wäre nachvollziehbar. Aber jetzt wird Zeitz vermutlich doch nicht operiert. Angeblich soll ihm THW-Trainer Noka Serdarusics die Operation verboten haben. Zeitz ist schließlich nach der Verletzung von Vid Kavticnik einer von nur noch zwei Linkshändern im Team. Der Klubarzt soll zudem erklärt haben, Zeitz könne notfalls über die ganze Saison hinweg fit gespritzt werden. Ciz Schönberger ist damit nicht einverstanden: „Das Wichtigste ist die Gesundheit des Spielers.“ Zeitz selbst äußert sich zu der Sache nicht.

Dass der Rückraumspieler seine Abwesenheit begründet, das erwarten jetzt aber Trainer und Spieler der Nationalmannschaft. Dass Zeitz am Sonntag eine Weltklassepartie hinlegt und am Dienstag verletzt fehlt, verstehen seine Mitspieler nicht. Markus Baur, ein langjähriger Weggefährte, sagt: „Wir stehen voll hinter Zeitzi – noch.“

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