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Sport: Die Ursachen liegen tiefer (Kommentar)

Franz Beckenbauer will die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland holen. Das ist ehrenwert und verdient Unterstützung.

Franz Beckenbauer will die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland holen. Das ist ehrenwert und verdient Unterstützung. Doch wer hat ihm nur den Floh ins Ohr gesetzt, er könne die Aussichten seiner Bewerbung mit einer Teilnahme der Nationalmannschaft am Konföderationen-Cup in Mexiko verbessern? Viele hatten gewarnt, heute wissen alle: Das Gegenteil war der Fall. Der Deutsche Fußball-Bund hat sich in Mexiko lächerlich gemacht und ähnlich blamiert wie vor einem Jahr bei der WM in Frankreich, als der damalige Bundestrainer Berti Vogts das Ausscheiden einer weltumspannenden Verschwörung zuschrieb.

Offensichtlich denken die Herren Beckenbauer, Mayer-Vorfelder und Braun immer noch, der deutsche Fußball genüge höchsten Ansprüchen. Der Glanz der Vergangenheit überstrahlt die Erleuchtung, die den Deutschen spätestens bei der WM in Frankreich gekommen sein sollte. Hat denn niemand gesehen, wie damals die besten damals zur Verfügung stehenden Spieler schon gegen Mexiko oder Iran von einer Verlegenheit in die nächste gejagt und im Viertelfinale von den Kroaten an die Wand gespielt wurden? Wenn doch: Wer hat denn allen Ernstes geglaubt, ein Jahr später könne eine allein dem Proporzdenken genügende Mannschaft mithalten mit Nationen, die längst den Standard der Deutschen erreicht haben?

Die Ursachen des Versagens liegen tiefer, und es schmerzt, sie sich einzugestehen. Wenn eine Mannschaft von der ersten Minute an Fehlpässe am Fließband produziert, hat das nichts mit Konditionsmängeln zu tun. Das hat Uli Stielike nach dem dürftigen 2:0-Sieg gegen das Fußball-Entwicklungsland Neuseeland gesagt, und er ist im Spiel gegen die USA eindrucksvoll bestätigt worden. Dabei hatten auch die Amerikaner in Guadalajara nur ihre zweite Garnitur auf dem Platz, und ihre Vorbereitung war kaum besser als die ihres prominenten Gegners.

Natürlich wird Beckenbauer seine WM-Bewerbung auch nach dem Debakel von Guadalajara weiter vorantreiben, und er hat gute Gründe dafür. Als Veranstalter wären die Deutschen automatisch qualifiziert. Ansonsten dürfte es schwierig werden.

gol

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