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Sport: Die Vereinbarung gebrochen

Bayer Leverkusen besiegt Hannover 96 in der Nachspielzeit 2:1

Leverkusen - Der Ball rollte langsam Richtung Eckfahne. Die reguläre Spielzeit war abgelaufen in der Leverkusener Bayarena, eine Minute Nachspielzeit war signalisiert. Die letzten Sekunden laufen, es steht 1:1 beim Spiel zwischen Bayer Leverkusen und Hannover 96. Der Ball ist in der Hälfte der Gastgeber. „Ich habe gedacht: Der Ball geht ins Aus, und dann pfeift der Schiedsrichter ab“, erzählte Hannovers Manager Ilja Kaenzig später. 1:1 auswärts, das wäre ein gutes Ergebnis für Hannover gewesen. Aber plötzlich sprintet Jens Nowotny los, holt den Ball vor der Auslinie und leitet einen Gegenstoß ein, mit dem keiner der 22 500 Zuschauer rechnete. Nach drei, vier schnellen Pässen hat Bayer-Spielmacher Ponte den Ball. Er spielt ihn zu dem rechts freistehenden Schneider, der passt zu Franca, und der braucht aus zwei Meter Entfernung nur noch einzuschieben. Ein Konter wie aus dem Lehrbuch, und am Ende stand der Siegtreffer für Bayer Leverkusen. Abpfiff, Schluss. Niederlage Hannover.

Kaenzig kann es nicht fassen. Er vergräbt das Gesicht in den Händen. „Im Grunde war das Spiel schon vorbei", sagte Ewald Lienen, der frustrierte Trainer der Niedersachsen, nach dem glücklichen 2:1(0:1)-Sieg für den Gastgeber. So hatten es auch Bundestrainer Jürgen Klinsmann und sein Assistent Joachim Löw gesehen, die einige Minuten vor Schluss das Stadion verließen. „Leverkusen wollte in den letzten zehn Minuten gar nichts mehr machen“, bilanzierte Lienen die Schlussphase. Sein Kollege Klaus Augenthaler räumte ein, dass „Hannover einen Punkt verdient gehabt hätte“. In der Tat: Der Gast, der als Abstiegskandidat gehandelt wird, hatte einen starken Eindruck hinterlassen und hätte bei konsequenterer Chancenverwertung sogar gewinnen können.

Mit nur einem Stürmer hatte Hannover begonnen, mit Stajner, und trotzdem hatten die Gäste von Anfang an die Initiative übernommen. Die Führung, die Hannover durch einen 25-Meter-Freistoß von Michael Tarnat erzielt hatte, war mehr als verdient. Leverkusen scheiterte auch weiterhin an seiner Schwäche in der Offensive.

Erst in der zweiten Halbzeit wachte Leverkusen auf, und Schneider erzielte nach einer Vorlage Francas den Ausgleich (49.). Überhaupt war Franca der auffälligste Spieler auf dem Rasen, er ließ sich oft zurückfallen und trug die Bälle selber nach vorne. In der 63. Minute startete er ein Solo und schob den Ball schließlich zu Berbatow. Doch der Bulgare scheiterte an Torwart Robert Enke.

Bald jedoch kontrollierte Hannover wieder das Spiel und kam zu guten Möglichkeiten. „Drei große Situationen“ hatte sich Lienen notiert. Beim Lattentreffer nach einem Freistoß von Neuzugang Ricardo Sousa hatte Bayer-Torwart Hans-Jörg Butt viel Glück (76.), nach einem Schuss des eingewechselten Stendel traf der Ball nur das Außennetz (80.), und Nowotny blockte einen Ball von Christiansen zur Ecke. Danach hatten sich, wie es schien, der Werksklub und der Außenseiter der Hitze wegen auf ein Unentschieden verständigt.

Doch dann kam noch die Nachspielzeit.

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