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Sport: Die verletzte Elf

Die Folgen der WM: Jetzt bittet Michael Ballack schon um eine Eintrittskarte

Michael Ballack hat seine glänzenden Beziehungen spielen lassen: Er konnte sich mit seiner Bitte gleich an Joachim Löw, den Bundestrainer, wenden. Ballack benötigt noch eine Karte für das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft am Mittwoch in Hamburg gegen die Slowakei. Eine für sich selbst. Das dürfte kein Problem sein, obwohl der Andrang groß ist. Tim Borowski und Arne Friedrich haben sich ebenfalls angekündigt, beide sind wie Ballack Nationalspieler und beide, wie der Kapitän, derzeit verletzt oder nicht ganz fit. Insgesamt muss Löw für die beiden EM-Qualifikationsspiele gegen San Marino (Samstag, in Nürnberg) und gegen die Slowakei auf elf verletzte Spieler verzichten. Neben Ballack, Borowski und Friedrich fehlen auch Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski, Oliver Neuville, Gerald Asamoah, Mike Hanke, David Odonkor, Sebastian Kehl und Robert Huth.

„Fast alle Nationalspieler haben nach der Weltmeisterschaft irgendwann ein Problem bekommen“, sagt der Bundestrainer. „Das Turnier hat körperlich und seelisch viel Kraft gekostet.“ Von den 23 Mitgliedern des deutschen Kaders mussten elf operiert werden, nur sieben blieben überhaupt von größeren Verletzungen verschont: die drei Torhüter Lehmann, Kahn und Hildebrand, dazu Philipp Lahm, Thomas Hitzlsperger, Bernd Schneider und Torsten Frings. „Verletzungen haben oft nichts mit Pech zu tun“, sagt Löw. „Irgendwann reagiert der Körper.“ Aber jeder Körper reagiert anders. Torsten Frings blieb frei von Verletzungen, obwohl er von allen Nationalspielern am stärksten belastet war. Keiner hat in der abgelaufenen Saison mehr Spiele (55) bestritten als der Bremer.

„Einige haben Immenses geleistet“, sagt Löw – und das nicht nur in dieser Saison. Viele Nationalspieler haben vor vier Jahren zuletzt eine fußballfreie Sommerpause erlebt: 2004 haben sie bei der EM in Portugal gespielt, 2005 beim Confed-Cup und 2006 bei der WM. „Ich bin froh, dass die Spieler jetzt eine längere Pause haben“, sagt Löw. „Damit sie wieder an ihrer Basis arbeiten können und besser gewappnet sind gegen Verletzungen.“

Mit der Sommerpause beginnt gewissermaßen die Europameisterschaft 2008. „Diese Pause ist mit Blick auf die nächste Saison langfristig wertvoll“, sagt Mannschaftsarzt Tim Meyer. „Die Spieler werden sie genießen.“ Vor allem können sie endlich einmal wieder grundlegend regenerieren. Eine stabile Konstitution verbessert ihre Aussicht, ohne größere Probleme durch die Saison zu kommen und den Spielrhythmus konstant hoch zu halten: nicht nur bis zum Ende der Meisterschaft, sondern auch noch bei der EM in Österreich und der Schweiz.

Löw will, dass die Nationalspieler, die zuletzt wenig Spielpraxis hatten, in der Sommerpause mehr tun. Ähnlich wie unter Jürgen Klinsmann soll die individuelle Mehrarbeit wieder zum Standard werden – mit dem Ziel, dass jeder Einzelne sich in allen relevanten Disziplinen weiter verbessert. Löw vermisst die Möglichkeit, die jungen Spieler durch ein intensives Training stetig fortzubilden: „Eine Verknappung der Spiele würde die Qualität wieder heben.“

Ginge es nach Löw, dürfte es ein Pflichtspiel wie das gegen San Marino, die Nummer 195 der Fifa-Weltrangliste, gar nicht geben. Bei allem Respekt für den Gegner natürlich. Das Beste, was sich über diese Begegnung sagen lässt, ist: Sie ist eine wunderbare Vorbereitung auf das ungleich schwerere Spiel gegen die Slowakei. Der Bundestrainer erwartet von den Sanmarinesen, „dass sie sich einigeln“. Von seiner eigenen Mannschaft verlangt er daher hohes Tempo, schnelles Passspiel, große Beweglichkeit, gute Laufwege und immensen Torhunger, kurz: vernünftigen Fußball. „Dass wir dieses Spiel gewinnen, das steht so weit fest“, sagt der Bundestrainer.

Spielen müssen die Deutschen das lästige Spiel trotzdem noch – egal wie ausgelaugt sie am Ende einer langen und schweren Saison sind. „Es ist kein Problem, die Konzentration wieder hoch zu fahren“, sagt Verteidiger Christoph Metzelder. „An Urlaub denkt bei uns keiner.“ Angeblich nicht mal bei San Marino.

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