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In Lauerstellung. Frank Hördler zieht es auch mal nach vorne.

© Kitty Kleist-Heinrich

Die Verteidigung der Eisbären: Stürmen mit Tücken

Im System der Eisbären greifen auch die Verteidiger immer wieder an. Das sorgt für viele Tore, bringt aber auch Gefahren mit sich. Trainer Don Jackson hat zuweilen einige Gründe für Kritik.

Abwehrspieler bei den Eisbären zu sein, ist nicht einfach. Schließlich sollen die Verteidiger im flexiblen Offensivsystem des Deutschen Eishockeymeisters nicht nur Tore verhindern, sondern auch zum Angriffsspiel beitragen. Das ist ihnen zuletzt eindrucksvoll gelungen. Einer von ihnen führt sogar die teaminterne Scorerwertung an: Richie Regehr mit 18 Punkten. Das liegt an seiner Rolle als schussstarker Powerplayspezialist, aber auch wenn der Gegner vollzählig ist, tauchen seine Abwehrkollegen und er immer wieder gefährlich vor dem gegnerischen Tor auf. Wenn die Eisbären am Freitag beim Vorjahresfinalisten EHC Wolfsburg antreten (Beginn 19.30 Uhr), wird das wieder zu beobachten sein.

Die offensive Ausrichtung birgt aber auch Gefahren: Jeder Fehler kann schwere Folgen haben; sind die Verteidiger weit aufgerückt, ergeben sich Kontersituationen. Und wenn das zu häufig vorkommt, wie zuletzt im Heimspiel gegen die Augsburger Panther, stehen vor allem die Verteidiger in der Kritik. Die sei auch berechtigt, sagt Frank Hördler, der das Spielsystem bestens kennt: Schon seit 2003 verteidigt der 26-jährige Nationalspieler für die Berliner. „Es ist halt unsere Aufgabe, aufzupassen, dass hinten keine Unterzahlsituationen entstehen. Das ist das A und O.“

Doch eben nicht genug. Im Spielsystem der Eisbären „können, wollen und müssen sich die Verteidiger auch vorne einbringen“, erklärt Hördler. Ziel sei immer, möglichst großen Druck auf den Gegner auszuüben – und das funktioniert nur, wenn die Abwehrspieler offensiv mitarbeiten. So gehen die Berliner ein kalkuliertes Risiko ein: „Man läuft immer Gefahr, sich einen Konter einzufangen. Das lässt sich nie ganz ausschalten.“

In der Summe sind die Eisbären mit dieser Ausrichtung erfolgreich – der Anspruch ist eben, ein Tor mehr als der Gegner zu schießen, nicht eines weniger zuzulassen. Und wenn das funktioniert, freuen sich auch die Zuschauer: „Unser offensives, schnelles Spiel ist natürlich auch sehr attraktiv“, sagt Hördler.

Doch damit das System funktionieren kann, bedarf es einer gewissen Balance. „Man muss immer die Situation im Auge behalten, darf keine Räume für den Gegner frei lassen“, erklärt Hördler.

Das gelingt nicht immer. Gegen Augsburg sah sich Torwart Rob Zepp immer wieder allein gegnerischen Angreifern gegenüber. Trainer Don Jackson monierte hinterher, sein Team habe es mit dem Offensivgeist übertrieben: „Wir spielen manchmal wie im Rausch, alle laufen nach vorne und wollen ein Tor erzielen. Wenn wir da die Scheibe verlieren, wird es gefährlich.“ Die Gefahr, von Zeit zu Zeit den Kopf zu verlieren, sieht auch Hördler: „Gerade wenn wir Druck machen, aber kein Tor schießen, kann das passieren. Einer will dem anderen helfen und versucht, zwei Dinge auf einmal zu erledigen. Das sollte nicht vorkommen, weil man seine eigentliche Aufgabe dann nur noch zur Hälfte erfüllt.“

Ein dauerhaftes Problem sei das aber nicht: „Das passiert eher zu Beginn der Saison oder nach einer Pause.“ Später würden die Automatismen besser greifen. Und dann sinkt auch die Gefahr, im Rausch die Balance zu verlieren.

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