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Platz da! Kreisläufer Patrick Wiencek setzt sich gegen drei Franzosen durch. Foto: AFP

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Sport: Die Verwandlung

Deutschland schlägt Frankreich und trifft im WM-Achtelfinale auf Mazedonien.

Patrick Groetzki drehte jubelnd ab, die Arme weit auseinandergestreckt, als wollte er gleich abheben. War ja auch sensationell, was der Rechtsaußen soeben mit seinem Treffer zum 32:30-Endstand besiegelt hatte: Gut, der Achtelfinal-Einzug der deutschen Nationalmannschaft stand bei der Handball-WM in Spanien schon vor dem Ende des letzten Vorrundenspiels fest. Dass das Team auf dem Weg in die K.-o.-Runde aber Topfavorit Frankreich schlagen und als Sieger der Gruppe A ins Achtelfinale einziehen würde – damit hatte kaum jemand gerechnet. Der Erfolg war auch eine Art Wiederauferstehung für die Mannschaft von Martin Heuberger, die in den vergangenen Monaten herbe Kritik hatte einstecken müssen. „Wir hatten keinen Druck“, sagte der Bundestrainer zwar. „Aber es war für uns wichtig, dass wir an einen Sieg geglaubt haben. Ich bin sehr stolz.“ Am Sonntag (15.45 Uhr, ZDF) treffen die Deutschen nun auf Mazedonien. „Wenn wir das Achtelfinale nicht gewinnen, war dieser Sieg heute sinnlos“, sagte Steffen Fäth von der HSG Wetzlar nach einer dramatischen Schlussphase.

Frankreich gegen Deutschland – das war bereits bei der WM 2007 ein Thriller mit zwei Verlängerungen und dem besseren Ende für die Deutschen gewesen (32:31). Bis gestern galt diese Ansetzung allerdings nicht mehr als Duell auf Augenhöhe, dafür hatte es gegen den Weltmeister von 2009 und 2011 zuletzt zu viele und zu heftige Niederlagen gegeben. Doch der Außenseiter wirkte wie verwandelt. Die Mannschaft explodierte in der ersten Halbzeit förmlich, sie bot Hochgeschwindigkeitshandball auf höchstem Niveau. Die Taktiken im Rückraum, die zunächst der überragende Michael Haaß steuerte, funktionierten nahezu perfekt, so dass die deutschen Schützen zu guten Wurfgelegenheiten kamen. Selbst vier Zeitstrafen in den ersten 13 Minuten, darunter zwei für Abwehrchef Oliver Roggisch, ließ die deutsche Auswahl kalt. Sie trat frech auf, aufmüpfig, überraschte die 6:0-Deckung der Franzosen ein ums andere Mal und traf auch in Unterzahl. Einem 0:4-Negativlauf, der das Team mit 5:8 in Rückstand brachte, ließen die deutschen Profis ihrerseits einen 4:0-Lauf zur 11:9-Führung (17.) folgen. Und obwohl die Franzosen in einem großartigen Spiel nun spürbar den Druck erhöhten, blieben die Deutschen dran. Sie trafen vom Kreis und nach Tempogegenstößen und ließen den ehemaligen Welttorhüter Thierry Omeyer vom THW Kiel nur verdutzt hinterherschauen. 800 deutsche Fans im Palau Sant Jordi feierten Roggisch & Co. schon, als sie mit einem hochverdienten 16:16 in die Kabine gingen.

Nach der Pause überrumpelten die Deutschen den Gegner förmlich: Zwei blitzschnelle Kontertore von Groetzki und Dominik Klein sowie ein Rückraumgeschoss von Haaß sorgten für eine 19:16-Führung (33.). Eine umstrittene Zeitstrafe gegen Fäth brachte die Franzosen aber wieder heran. Dann jedoch spielten sich die Deutschen in einen Rausch. Nach einem furiosen 5:0-Lauf, den Groetzki von Rechtsaußen abschloss, führte Heubergers Team mit 27:22 (47.). Nach einer Auszeit stellten die Franzosen ihr 6:0-Abwehrsystem auf 5:1 um, wobei Daniel Narcisse als Speerspitze agierte. Und tatsächlich stürzte das die Deutschen in Probleme. Beim 28:27 (53.) war der Favorit wieder dran. Doch die Deutschen konterten. Als Fäth einen Schlagwurf zum 31:28 (57.) eindrosch, war der Sieg wirklich greifbar. Den Rest besorgten Keeper Silvio Heinevetter mit einem parierten Strafwurf und eben Groetzki.

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