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Sport: Die Würde der Börse

Sven Goldmann über den Trostpreis für Boxer Witali Klitschko In sentimentalen Momenten erzählt KlausPeter Kohl gern von Paris, vom Eiffelturm, unter dem er so gern Boxkämpfe veranstalten würde. „Das wäre ein Highlight, auf das die Welt gucken würde.

Sven Goldmann über

den Trostpreis für Boxer Witali Klitschko

In sentimentalen Momenten erzählt KlausPeter Kohl gern von Paris, vom Eiffelturm, unter dem er so gern Boxkämpfe veranstalten würde. „Das wäre ein Highlight, auf das die Welt gucken würde.“ So hat er es der „Süddeutschen Zeitung“ erzählt. Seit 20 Jahren gibt Kohl sein mit Imbissketten verdientes Geld für das Organisieren von Boxkämpfen aus. Das war ein nicht besonders lukrativer Zeitvertreib, und ohne die Siege von Dariusz Michalczewski wäre der Promoter Kohl heute vielleicht nicht mehr im Geschäft. Jetzt aber fühlt er sich am Ziel: Der WBC, einer der beiden in Amerika dominierenden Weltverbände, lässt Kohls Schwergewichtler Witali Klitschko um den WM-Titel boxen.

Kohls Ziel, ein Kampf gegen Weltmeister Lennox Lewis, wird dennoch ein Traum bleiben. Vor einem Pflichtkampf gegen Klitschko hat der WBC ihrem Champion nämlich noch das Recht auf eine freiwillige Titelverteidigung gegen Mike Tyson eingeräumt. Lewis hat vor ein paar Wochen mit einer im Profiboxen nicht selbstverständlichen Ehrlichkeit gesagt, was er von einem Kampf gegen den Ukraino-Hamburger hält: „Witali Klitschko hat es nicht verdient, als Nächster gegen mich zu boxen. Ich werde warten und sehen, wer würdig ist.“ Die Würde definiert sich in diesem Fall durch die zu erzielende Börse, und die ist bei einem Kampf gegen Mike Tyson sehr viel höher als gegen den in Amerika immer noch weitgehend unbekannten Klitschko. Das Szenario ist vorgezeichnet: Irgendwann im Sommer wird Lewis zum dritten Mal gegen Tyson in den Ring steigen und sich dabei nicht nur dumm, sondern auch dämlich verdienen. Danach wird er auf seine 37 Lebensjahre verweisen und aufhören. Ohne einen Kampf gegen Klitschko, der Lewis’ Karriere vielleicht weniger glanzvoll beenden würde.

Klitschkos Trostpreis ist der nächste Pflichtkampf um den WBC-Titel. Darum aber hätte ihn die WBC nach Lewis’ Rücktritt ohnehin gebeten, denn es kriselt im Schwergewicht. In Zeiten, da die WM-Gürtel der großen Verbände IBF und WBA von den früher in leichteren Klassen boxenden Roy Jones jr. und Chris Byrd gehalten werden, brauchen die Amerikaner Kohl und seine Klitschko-Brüder. Und doch verweigern sie ihm den Kampf gegen Lennox Lewis, den letzten großen Schwergewichtler dieser Zeit. Das schmerzt, und Boxpromoter Klaus-Peter Kohl muss weiter träumen. Vom Eiffelturm.

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