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Sport: Die Würde des Meisters ist unantastbar

Die Bayern glauben nach dem 2:1 über Schalke 04 weiter an eine Chance im Titelkampf

München. Die armlangen Zeiger der Stadionuhr bedeuteten 17.10 Uhr, als dem Trompetenspieler in der Bayernkurve der Ton wegstarb. Was in diesem Moment auf der Anzeigetafel im Münchner Olympiastadion erschien, raubte dem munteren Musikanten die Luft, es zerstörte die süße Hoffnung, die an diesem Nachmittag so stetig gestiegen war; die Hoffnung, dass sich am Ende doch wieder alles im Sinne der Bayern fügen könnte. Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als sollte der Abstand zur Spitze um weitere zwei Punkte schmelzen. Die Kunde vom Bremer Führungstor in Frankfurt wirkte dann ernüchternd. Wie ein Stromausfall bei einer Party, die gerade begann, Spaß zu machen.

Ihre Pflicht erledigten die Profis des FC Bayern München beim 2:1 über Schalke 04 derweil souveräner als in den vorangegangenen Heimspielen. „Wir haben heute hochverdient gewonnen“, befand Roy Makaay, der in beinahe ermüdender Verlässlichkeit das Prädikat ,Mann des Spiels’ für sich beanspruchte. Seine Saisontreffer 21 und 22 sicherten den Sieg über lange Zeit ebenbürtige Schalker, von denen in der Schlussphase jedoch keine ernsthafte Gefahr mehr ausging. „Wir hatten uns sehr viel vorgenommen“, sagte der Schalker Trainer Jupp Heynckes nach der Rückkehr an seine einstige Arbeitsstätte, „das hat man in der Anfangsphase gemerkt, da hat mir meine Mannschaft sehr gut gefallen“.

Die Schalker Führung nach nur vier Minuten durch ein Elfmetertor von Sven Vermant, dem ein robustes Tackling von Sammy Kuffour gegen Levan Kobiaschwili vorausgegangen war, reparierten die Bayern allerdings umgehend. Roy Makaay drückte eine scharfe Hereingabe Zé Robertos aus kurzer Distanz über die Linie.

In der Folge entwickelte sich ein sehr ansehnliches Spiel, beide Mannschaften betrieben intensive Offensivbemühungen, wobei die Gastgeber ein „klares Chancenplus“ herausarbeiteten, wie Trainer Ottmar Hitzfeld hervorhob. Glänzende Reaktionen von Christopher Heimeroth verhinderten bei dessen Auswärtspremiere, dass sich dieses Übergewicht in Toren zählen ließ.

„Das 1:1 zur Pause war das Signal, noch mehr nach vorne zu machen“, sagte Hitzfeld. Seine Kreativabteilung hielt sich an die Direktive, was beinahe jeder Offensivkraft ein Sonderlob bescherte. Nachdem Bastian Schweinsteiger mit einem peinlich genauen Kurzpass die Nahtstelle der Schalker Abwehr aufgeschlitzt und Adressat Makaay den Ball mit nur einer Berührung ins Tor gewuchtet hatte, würdigte Hitzfeld: „Es freut mich für Schweinsteiger, dass er das Tor vorbereitet hat“, Makaay bedachte er mit dem Prädikat „sensationell“, „Zé Roberto war auch herausragend“, und Michael Ballack habe ebenfalls „ein gutes Spiel gemacht“.

Dass all dies nicht reichte, um den Abstand auf Bremen zu verkürzen, beeinträchtigte die Stimmung, wenngleich die Bayern das ungern einräumen mochten. Ob die Chancen auf die Meisterschaft gesunken seien? „Nur rein rechnerisch“, sagte Jens Jeremies, und von dieser Kategorie hält er offenbar furchtbar wenig. „Im Fußball ist alles möglich“, versicherte der defensive Mittelfeldspieler der Bayern. Er sagte es so, als trage er den ersten Artikel des Grundgesetzes vor, in dem es weiter hieße: ‚Die Meisterwürde des FC Bayern ist unantastbar’.

Ottmar Hitzfeld sagte: „Der Glaube ist immer noch da“. Und Nationaltorhüter Oliver Kahn, der wegen einer Schienbeinprellung nach einer gespielten Stunde ausgewechselt werden musste, demonstrierte das wiedergewonnene Selbstbewusstsein, das erste Voraussetzung ist für ein Eingreifen ins Titelrennen: „Wir haben noch sechs Spiele, und all diese Spiele zu gewinnen, muss unser Anspruch sein.“ Ohnehin lohne sich dann, und nur dann, auch in Zukunft auf die Anzeigetafel zu schauen.

Daniel Pontzen

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