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Sport: Die Zeit wird knapp

Zwei Monate vor der Handball-WM kämpft das deutsche Team mit Problemen

Als Christian Zeitz locker an der schwedischen Auswechselbank vorbeilief, klatschte er kurz mit Kim Andersson ab, seinem Team-Kollegen beim THW Kiel. Eine solche Szene wird sich bei der Handball-WM im Januar in Deutschland mit Sicherheit nicht wiederholen. Zum einen wegen der großen Bedeutung dieses Turniers, zum anderen, weil Schweden dafür nicht qualifiziert ist. Gestern waren es auf den Tag genau noch zwei Monate bis zum Eröffnungsspiel in Berlin, und so konnte im zweiten Länderspiel zwischen Deutschland und Schweden in Leipzig noch die eine oder andere Nettigkeit ausgetauscht werden. „Trotzdem wollten wir natürlich noch einmal gewinnen“, sagte Bundestrainer Heiner Brand, nachdem sein Team am Sonnabend in Dessau zu einem 30:24-Erfolg gekommen war. Doch diesmal, vor 6035 Zuschauern in der Arena Leipzig, setzten sich die Gäste mit 30:24 (13:12) durch. Bis zum 19:19 (42. Minute) verlief das Spiel ausgeglichen, dann aber bekam vor allem die Deckung den Gegner nicht mehr in den Griff. „Wir sind mit vielen jungen Spielern gekommen, da gibt so ein Sieg viel Auftrieb“, sagte Schwedens Trainer Ingemar Linnell.

Sein deutscher Kollege ging in seiner Analyse viel tiefer, denn so richtig behagte ihm der Auftritt seines Teams in Leipzig nicht. „Den guten Trend der zweiten Halbzeit von Dessau, als ich mit der Deckung schon sehr zufrieden war, konnten wir nicht fortsetzen“, sagte Brand. „Diesmal standen in der Abwehr nur Stumme, abgesehen mal von Oliver Roggisch. So kann man einen 6:0-Riegel nicht erfolgreich spielen.“ Auch die mangelnde Chancenverwertung gefiel ihm nicht. Einzig Zeitz, mit fünf Treffern bester deutscher Werfer, gefiel mit überraschenden Würfen.

Dass es zu diesem Zeitpunkt kein flüssiges Spiel werden würde, war Brand aber von vornherein klar. Er musste auf allen Positionen wechseln, damit auch die Wechselspieler zu ihren Einsatzzeiten kamen. „Wir müssen auf alles vorbereitet sein. Der Handbruch von Florian Kehrmann in Dessau hat doch gezeigt, was noch alles passieren kann“, erklärte der deutsche Coach. Der Rechtsaußen hofft zwar, „in sechs bis acht Wochen“ wieder trainieren zu können, doch es ist keineswegs sicher, dass er bis zur WM fit wird. Es wäre nach dem Kreuzbandriss Frank von Behrens der zweite schwer wiegende Ausfall für die deutsche Mannschaft.

Unter diesem Aspekt sind auch drei der 28 Kandidaten zu bewerten, die Brand gestern dem Handball-Weltverband IHF für die WM melden musste: Christian Schwarzer, Stefan Kretzschmar und Jan Holpert. Brand bekräftigte jedoch, dass die Altstars nur „im Verletzungsfall eines wichtigen Spielers auch tatsächlich dabei sein werden“.

Immerhin hat Brand auch positive Entwicklungen ausgemacht. „Vor einiger Zeit hatten wir noch ein Problem in der Aufbau-Mitte, aber jetzt sind wir auf dieser Position mit Markus Baur, Michael Haaß und Michael Kraus ein ganzes Stück weiter gekommen", sagte Brand in Leipzig. Auch sein Torhüter-Trio Henning Fritz, Carsten Lichtlein und Johannes Bitter beurteilt er als „auf hohem Niveau gefestigt“. Auf allen anderen Positionen muss er weiter viel ausprobieren. Ab heute hat er dazu in der Sportzentrum Kaiserau eine weitere Gelegenheit. Am kommenden Mittwoch in Dortmund soll es gegen Österreich einen Schritt nach vorn geben. „Die Zeit bis zur WM wird knapp“, sagt Brand.

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