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Sport: Die Zukunft von 2003

Anke Myrrhe über Schüttlers Erfolg und die Folgen für das deutsche Tennis

Die Williams-Schwestern haben sich im Finale von Wimbledon duelliert, Rainer Schüttler hat ein Grand-Slam-Halbfinale erreicht. Die Tennis-Nachrichten dieses Wochenendes animieren zu einer Zeitreise ins Jahr 2003: Das Schwestern-Finale war damals Normalität. Und Schüttler erlebte das beste Jahr seiner Karriere; er zog ins Finale der Australien Open ein. Dieses Finale, das Schüttler damals gegen André Agassi verlor, liegt schon viele Tennisturniere zurück. Seine Highlights des laufenden Jahres waren zwei Halbfinals bei zweitklassigen Challenger-Turnieren.

Rainer Schüttler ist 32 Jahre alt und spielt sein 13. Jahr als Tennisprofi. Er hatte diesmal etwas Glück mit der Auslosung, und er konnte sein Selbstvertrauen von Spiel zu Spiel steigern. Gut möglich, dass diesem Halbfinale noch ein paar weitere gute Matches am Abend seiner Karriere folgen. Aber mehr auch nicht. Schüttler gehört zur Generation der Kiefers und Haas’ – einer Generation deutscher Tennisspieler, die oft ganz nah dran war an der Weltspitze, aber den letzten, entscheidenden Schritt doch nicht schaffte. Nun sind sie alle Anfang dreißig und planen ihr Leben nach dem Sport.

Die Begeisterung um Schüttlers Halbfinale hat gezeigt, wie sehr sich das deutsche Tennispublikum nach Erfolgen sehnt. Der oft gehypte 24-jährige Philipp Kohlschreiber erfüllt die Erwartungen eben zu selten. Hoffnungsvoll nach Wimbledon gekommen, nachdem er das Finale von Halle erreicht hatte, scheiterte er wie im vergangenen Jahr in der ersten Runde. Spielerisch hat er alle Möglichkeiten, aber sein unsteter Charakter und die Arroganz, die er zu oft an den Tag legt, lassen an seinem großen Durchbruch zweifeln. Eher Hoffnung macht das Abschneiden eines erst 20-jährigen Mischa Zverev aus Hamburg, der die dritte Runde erreichte und seine Karriere noch vor sich hat.

Rainer Schüttler ist und bleibt Rainer Schüttler. Für das deutsche Tennis ist sein Erfolg auf großer Bühne ein Lichtblick. Doch der Protagonist ist falsch besetzt. Er ist kein Spieler für die Zukunft.

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