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Sport: Die zwei von der Bank

Bradley und Simon schauen bei Alba Berlin nur zu

Berlin - Acht Sekunden hatte Nicolai Simon seinem Mannschaftskameraden Michael Bradley am Samstagabend in Ulm voraus. Bei Alba Berlins 90:92-Niederlage in der Basketball-Bundesliga durfte der 20 Jahre alte Spielmacher eben diese acht Sekunden aufs Feld, der acht Jahre ältere Center Bradley – wieder einmal – gar nicht. Spielmacher Nummer eins Goran Jeretin, Johannes Herber (beide Kreuzbandriss) und Dragan Dojcin (Muskelfaserriss) sind verletzt, die Berliner verloren das Reboundduell in Ulm deutlich – doch Trainer Luka Pavicevic baute weder auf Spielmacher Simon noch auf den Rebounder Bradley.

Bis ein neuer Aufbauspieler gefunden ist, setzt Pavicevic ganz auf Bobby Brown und Julius Jenkins. Auf der Centerposition bekommt neben dem deutschen Nationalspieler Patrick Femerling der eigentlich nur als Ergänzungsspieler gedachte Mladen Pantic überraschend viel Spielzeit. „Bei Pavicevic gibt es keine Vorurteile und keine Vorschusslorbeeren. Die Vergangenheit zählt nicht“, sagt Berlins Geschäftsführer Marco Baldi. Jetzt zu Saisonbeginn werde das Fundament gelegt, das neue Team gebaut, „da müssen Prinzipien beachtet werden. Dass er das tut, muss ein Spieler jeden Tag im Training zeigen. Dann spielt er auch.“

Der ehemalige NBA-Spieler Bradley war beim Trainingsauftakt nicht fit genug, damit katapultierte er sich offenbar aus dem Team. Er selbst äußert sich nicht mehr dazu, Pavicevic sagt prinzipiell nichts über seine Spieler. Dass atmosphärische Störungen zwischen Trainer und Spieler der Grund dafür sind, dass einer der wohl bestverdienenden Alba-Spieler nur auf der Bank schmort, weist Baldi zurück. „Es liegt nicht an irgendwelchen Animositäten“, sagt er.

Die gebe es auch nicht gegenüber Nicolai Simon. In seiner ersten Saison kam er als zweiter Spielmacher unter Trainer Henrik Rödl im Schnitt elfeinhalb Minuten zum Einsatz. In der Bundesliga wurde er zum Aufsteiger des Jahres gewählt. In dieser Saison spielt Simon trotz Jeretins Verletzung maximal drei Minuten, Tendenz fallend. Wenn erst ein neuer Spielmacher gefunden ist, ist kaum eine Trendwende zu erwarten. „Nico muss dauerhaft die Herausforderung annehmen und sich seinen Platz erarbeiten“, sagt Baldi.

Genau das will Simon tun, er sagt über die letzten Wochen aber auch: „Man zweifelt an sich selbst. Es gibt wenig Kommunikation mit dem Trainer.“ Gut möglich, dass Simon heute im Heimspiel gegen TBB Trier (19.30 Uhr, MaxSchmeling-Halle) etwas Wehmut befällt: Im Januar in Trier erzielte er in 24 Minuten elf Punkte, mehr als in jedem anderen Bundesligaspiel. Helen Ruwald

Helen Ruwald

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