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Sport: Diebe, allesamt

Alle miteinander waren sie clevere Fußballprofis. Wir haben den Treter mit Unschuldsmiene gesehen und den Kopfnüsse verteilenden Star, der wenig später durch eine leichte Berührung niedergestreckt wird wie ein Raumfahrer, der seine Muskeln nach drei Monaten Schwerelosigkeit im All gelassen hat.

Alle miteinander waren sie clevere Fußballprofis. Wir haben den Treter mit Unschuldsmiene gesehen und den Kopfnüsse verteilenden Star, der wenig später durch eine leichte Berührung niedergestreckt wird wie ein Raumfahrer, der seine Muskeln nach drei Monaten Schwerelosigkeit im All gelassen hat. Wir haben die Lamentierer gesehen, die häufiger mit dem Schiedsrichter reden als mit ihrer Partnerin, da waren die Volleyballer, die sich ebenso auf den Fußballplatz verirrt hatten wie die Ringkämpfer, und immer und immer wieder die Schauspieler, die in Rudeln zu Boden gingen, um Karten zu provozieren oder Zeit zu schinden.

In der Flut der Cleverness aber haben die Fußballprofis aus Portugal und Holland am Sonntagabend ihre wahre Profession selbst enttarnt. Alle miteinander waren sie Diebe, die einem Spiel die Zeit stahlen, das eigentlich ein großes hätte werden sollen. Anstatt sich einen harten, aber fairen Kampf zu liefern, trugen Portugiesen und Niederländer eine groteske Prügelei unter Jammerlappen aus. Nun sollte sich niemand in dem Glauben ergehen, dies sei ein einmaliger Vorfall gewesen. Alle fußballerischen Irrwege der vergangenen Jahre haben sich in diesem Spiel vereinigt. In nicht ganz so konzentrierter Form hat der Fußball-Diebstahl längst fast jede normale Ligapartie ergriffen – man denke nur an das geklaute Bundesliga-Spitzenspiel zwischen Schalke und Hamburg. Er hätte auch bei einer beliebigen anderen WM-Begegnung geschehen können. Der Spieleklau hat nämlich keinesfalls etwas mit der Mentalität zu tun. Höchstens mit der von Profifußballern.

Christian Hönicke

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