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Sport: Diego stoppt Bremen

Werders Spielmacher sieht die Rote Karte, in Unterzahl verliert seine Mannschaft 0:1 in Frankfurt

Als das Mobiltelefon in der Hosentasche seines Trainingsanzugs klingelte, drückte Diego Ribas da Cunha kurzerhand auf den Ausschaltknopf. Für ein belangloses Schwätzchen hatte der Brasilianer am Samstag in der Frankfurter Arena keine Zeit – stattdessen verspürte der 22-Jährige ungewohnten Mitteilungsbedarf gegenüber den Medien. Der Spielmacher von Werder Bremen rechtfertigte sich bereitwillig für eine Entgleisung, die für den Tabellenzweiten schon der vorentscheidende Rückschlag im Meisterschaftskampf gewesen sein könnte. Sollte der FC Bayern heute sein Heimspiel gegen den Hamburger SV gewinnen, hätte Werder nach der 0:1 (0:0)-Niederlage bei Eintracht Frankfurt bereits sechs Punkte Rückstand auf die Münchner. Außerdem müssen die Bremer wohl wochenlang auf ihren Spielmacher verzichten.

In der 40. Minute hatte sich Diego seinen ersten Platzverweis in der Bundesliga eingehandelt. „Ich bin das ganze Spiel von diesem einen Spieler provoziert worden. Dann habe ich die Nerven verloren“, erklärte der Brasilianer. „Ich entschuldige mich beim Trainer und bei der Mannschaft.“ Bis zu seinem Ausschuss war er wieder einmal der am häufigsten gefoulte Spieler. Als dann eine Attacke des unerbittlichen Sotirios Kyrgiakos nicht geahndet wurde und der Frankfurter Abwehrrecke mit Gesten und Worten den am Boden liegenden Diego provozierte, verlor dieser die Nerven: Per Bodycheck revanchierte sich der kleine Brasilianer, der in dieser Saison schon in der Champions League bei Lazio Rom wegen einer Unbeherrschtheit vom Feld gestellt worden war. Diego erklärte, es sei der englischen Ausruf „Stand up, fuck you“ gefallen. Trotzdem dürfe ihm das nicht passieren: „Ich kenne die Fouls seit Anfang meiner Karriere, aber heute hatte ich mich nicht im Griff. Ich bin kein Heiliger.“ An der Berechtigung der Roten Karte gab es auch aus Sicht des Täters keine Zweifel.

Werders Sportchef Klaus Allofs sah Diego hinterher eher als Opfer denn als Täter: „Ich kann das ein bisschen nachvollziehen, wenn man sieht, wie er bearbeitet ist. Zwei Hände reichen nicht aus, um die Fouls an ihm zu zählen. Und die Schiedsrichter müssen auch das siebte und achte Vergehen ahnden.“ Auch Trainer Thomas Schaaf verurteilte Kyrgiakos’ Provokationen: „Es gehören immer zwei dazu. Ich frage mich wirklich, was noch passieren soll, damit das auch mal geahndet wird.“ Für Schiedsrichter Helmut Fleischer waren die Bremer Vorwürfe nur bedingt begründet: „Ich habe sechs, sieben Fouls an Diego gepfiffen, habe eine Gelbe Karte gezeigt und bin meiner Verpflichtung nachgekommen. Mehr kann ich nicht machen und Stars nicht anders behandeln als andere Spieler.“ Vermutlich wird Diego wegen seiner Tätlichkeit für vier Spiele gesperrt werden.

Die weitere Geschichte des Spiels ist schnell erzählt: Nach einigen Anlaufschwierigkeiten, die auf den nur 39 Stunden zurückliegende Uefa-Cup-Auftritt beim SC Braga zurückzuführen sein dürften, waren die Bremer die aktivere und dominierende Mannschaft. Erst recht nach dem Platzverweis gegen Diego. Doch während Ivan Klasnic, Tim Borowski, Naldo und der eingewechselte Martin Harnik beste Chancen vergaben, bei denen sich vor allem Frankfurts Torwart Oka Nikolov hervortat, reichte den Frankfurtern zehn Minuten nach der Pause ein lichter Moment zum entscheidenden Treffer durch Torjäger Ioannis Amanatidis. Vorausgegangen war ein fataler Querpass von Sebastian Boenisch, den Chris zur Torvorlage nutzte. Richtig freuen konnte sich Trainer Friedhelm Funkel darüber aber gar nicht: „Mit dem Ergebnis kann ich zufrieden sein, mit dem Spiel nicht. So können wir in der Bundesliga nicht auftreten. Wenn wir mehr Erfolge wollen, müssen wir uns deutlich steigern.“

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