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Sport: „Dieser Betrug war kein Kavaliersdelikt“

DFB-Präsident Theo Zwanziger findet die Strafen gerechtfertigt und will Lehren aus dem Skandal ziehen

Herr Zwanziger, der einstige Schiedsrichter Robert Hoyzer ist wegen Manipulationen von Fußballspielen zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten verurteilt worden. Finden Sie dieses Urteil gerecht?

Das Berliner Landgericht hat auf Grundlage der Beweise Herrn Hoyzer und die Gebrüder Sapina als Hauptschuldige der Manipulationen benannt. Dieser Betrug war kein Kavaliersdelikt. Das hat das Gericht richtigerweise festgestellt.

Empfinden Sie als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes jetzt Genugtuung?

Ich empfinde Genugtuung darüber, dass die Affäre so zügig aufgearbeitet worden ist. Dafür bin ich der Staatsanwaltschaft, dem Gericht, aber auch unserer Sportgerichtsbarkeit sehr dankbar. Es hat einen starken Aufklärungswillen gegeben. Das finde ich positiv.

Eine Frage an Sie als Jurist: Hätte nicht auch eine Bewährungsstrafe gegen Robert Hoyzer ausgereicht?

Der Betrug wurde mit einem hohen Maß an krimineller Energie begangen. Angesichts dieser Tatsache finde ich das gefällte Urteil angemessen. Für den Fußball ist es wichtig, dass solche Manipulationen nicht bagatellisiert werden.

Was hat der Deutsche Fußball-Bund eigentlich aus der Affäre gelernt?

Wir haben gelernt, dass wir uns besser als bisher vor den Verführungen der Sportwetten schützen müssen. Die Versuchung durch das Wettspiel ist größer als ich vor einem Jahr geglaubt habe. Für die Zukunft ist es wichtig, präventiv gegen Wettbetrug vorzugehen.

Warum will dann der DFB nach der möglichen Aufhebung des Wettverbots eine eigene Sportwette anbieten?

Ich finde, dieses Vorhaben widerspricht nicht unserem Anspruch, den Sport zu schützen. Das Gegenteil ist der Fall. Ein Wettangebot unsererseits würde den Schutz des Sports immer mit einschließen und den Wetten einen engeren Ordnungsrahmen setzen, als dies jetzige Anbieter tun. Wetten, die mitten im Spiel auf einen möglichen Elfmeter abgegeben werden können, wird es mit uns jedenfalls nicht geben.

Müssen Sie nicht auch die Ausbildung der Schiedsrichter umstellen?

Das ist eine zweite Lehre aus den Vorgängen, die wir ziehen müssen. Es genügt nicht, dass ein Schiedsrichter die Fußballregeln kennt und 300 Meter in einer bestimmten Zeit rennen kann. Ein Unparteiischer, der dieser Berufsbezeichnung gerecht werden will, muss auch charakterlich gefestigt sein. Bei Robert Hoyzer war das nicht der Fall.

Sie haben einmal gesagt, Robert Hoyzer tue Ihnen leid. Ist das immer noch so?

Meine persönliche Einstellung zu Robert Hoyzer hat sich durch das Urteil nicht geändert. Dieser junge Mann hatte Talent, und er hatte eine wunderbare Karriere als Schiedsrichter vor sich. Nun hat er sich sein Leben zu einem großen Teil selbst kaputtgemacht. Das tut mir menschlich leid. Eine zweite Chance als Schiedsrichter werden wir ihm trotzdem nicht geben können.

Das Gespräch führte Robert Ide.

Theo Zwanziger, 60,

ist Geschäftsführender Präsident des Deutschen Fußball- Bundes (DFB) und

Vizepräsident des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 2006.

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