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Sport: Diesmal der Falsche

Mathias Klappenbach verabschiedet Ottmar Hitzfeld von den Bayern

Elf Prinzipien seiner Arbeit als Trainer hat Ottmar Hitzfeld einmal aufgelistet. Punkt neun heißt „Zeige Stärke“. Das hat Ottmar Hitzfeld nun getan, indem er seine schrittweise Demontage durch den eigenen Rücktritt beendet hat. Einer der Gründe für seine großen Erfolge in seiner ersten Amtszeit beim FC Bayern München war Prinzip Nummer sechs, es lautet „Schütze deine Stars“. Dies ist Ottmar Hitzfeld stets gelungen, er hat den ehemaligen „FC Hollywood“ vergessen lassen. Obwohl und auch weil er bei den damals als untrainierbar geltenden Münchnern das Rotationsprinzip einführte. Es war eine der wesentlichen Veränderungen des neuen Trainers, der zudem nach jahrelangem Ergebnisfußball die Münchner offensiver spielen ließ.

Gewonnen hat der FC Bayern mit Hitzfeld alles, was es zu gewinnen gab. Der bloße Erfolg blieb allerdings wesentliches Merkmal des Klubs, weder Mannschaft noch Spielweise nahmen unter Hitzfeld im Laufe der Jahre eine größere Entwicklung. Das aber verlangen die Verantwortlichen inzwischen – nicht nur wegen der großen Investitionen in dieser Saison. Franck Ribéry allein kann das nicht schaffen. Der FC Bayern soll und muss einen Wiedererkennungswert auf dem Platz besitzen, wenn er mit der internationalen Entwicklung Schritt halten will. Und dafür ist Ottmar Hitzfeld der falsche Trainer.

Nicht, weil er im Uefa-Cup-Spiel gegen Bolton seine Stars früh rausrotieren ließ und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sich anschließend darüber beschwerte, dass Hitzfeld damit den Erlebniswert für die Zuschauer geschmälert habe. Sondern deshalb, weil die Mannschaft zum Ende der Rückrunde eine taktische Starre an den Tag legte, in die sie schon zu Ende der ersten Amtszeit Hitzfelds verfallen war und die sie auch unter seinem Nachfolger Felix Magath nie richtig losgeworden war.

Hitzfelds Prinzip Nummer fünf ist „Lerne aus Fehlern“. Er habe sich in den vergangenen Jahren fachlich fortgebildet, hatte Hitzfeld bei seiner Rückkehr mitgeteilt. Ihm ist aber nur das gelungen, was er schon immer gut konnte, und dies war zunächst auch wichtig für die neue teure Mannschaft: Hitzfeld hat den Laden zusammengehalten und den FC Bayern so gut moderiert, wie er es zuvor als Experte für das Fernsehen getan hatte. Neue Impulse sind auf dem Platz aber nicht zu erkennen gewesen, und die sind wichtiger als jede Rotation und jeder Schutz für die Stars.

Der FC Bayern mit seinem Umfeld besitzt das Potenzial, eine Marke mit einem konkreten Image wie der FC Arsenal oder der FC Barcelona zu werden. Langfristig gedacht. Kurzfristig braucht er einen Trainer, der damit anfängt.

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