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Wieder nichts: Dieter Hoeneß ist auch in Wolfsburg gescheitert.

© dpa

Dieter Hoeneß: Hertha-Geschichte wiederholt sich in Wolfsburg

Wie schon bei Hertha BSC scheitert der Fußball-Manager Dieter Hoeneß auch beim VfL Wolfsburg an seinen eigenen Ambitionen.

Als sich das Ende seiner Amtszeit bei Hertha BSC immer deutlicher abzeichnete, hat Dieter Hoeneß verkündet, dass er nach seinem Abschied zunächst einmal eine Auszeit von bis zu einem Jahr plane. Sechs Monate dauerte es, dann war er wieder da: als Vorsitzender der Geschäftsführung beim VfL Wolfsburg. Seit gestern ist auch diese Etappe im Berufsleben des Dieter Hoeneß Geschichte – eine schnelle Rückkehr in die Fußball-Bundesliga aber wird es wohl erst einmal nicht geben. Natürlich ist ein Comeback in der Liga des Wahnsinns nicht für alle Zeit ausgeschlossen; auch Michael Meier hat, nachdem er Borussia Dortmund fast zugrunde gerichtet hätte, noch einmal einen neuen Job gefunden. Aber in den vergangenen Wochen hat sich immer mehr angedeutet, dass die Zeit von Dieter Hoeneß, 58, unweigerlich zu Ende geht.

Als Hoeneß im Januar 2010 seinen Job in Wolfsburg antrat, war der VfL amtierender Meister; heute, 14 Monate später, liegt der Klub auf einem Abstiegsplatz. Den rasanten Verfall hat auch der Manager mit seiner erratischen Personalpolitik zu verantworten. Schon seiner ersten Verpflichtung war wenig Glück beschieden. Fünf Millionen Euro gab Hoeneß für den brasilianischen Verteidiger Rever aus, der dann ganze 15 Minuten für den VfL spielte und schon nach einem halben Jahr wieder in seine Heimat zurückkehrte. Insgesamt vier Trainer durften sich unter Hoeneß versuchen. Felix Magath ist nun der Nach-Nach-Nach-Nach-Nachfolger seiner selbst – und das nicht mal zwei Jahre nach seinem Abschied.

„Ich hätte gerne hier etwas aufgebaut“, sagte Hoeneß am Freitag, „aber ich weiß auch, dass der aktuelle Tabellenstand schlecht ist und alle anderen Themen derzeit überragt.“ Er habe strukturell etwas aufbauen wollen. In den vergangenen Wochen wirkte es aber eher so, als ob Hoeneß eine Idee fehlte, die über die Macht des Geldes hinausging: Als das Experiment mit Pierre Littbarski als Trainer endgültig zu scheitern drohte, wollte Hoeneß Hans Meyer, 68, als Retter reaktivieren, mit dem er vor sieben Jahren schon bei Hertha BSC zusammengearbeitet hatte. Hoeneß verpflichtete vor allem nach Namen – und machte dabei ausgiebig von den Möglichkeiten des VW-Konzerns Gebrauch. Dass die finanzielle Bilanz trotzdem positiv ausfällt, hängt vor allem mit dem Verkauf von Edin Dzeko zusammen.

Hoeneß hat schon bei Hertha mit Genuss am großen Rad gedreht – mit dem Unterschied, dass er das Geld zur Verwirklichung seiner Pläne am Ende nicht mehr hatte. Zwischenzeitlich war der Klub mit 55 Millionen Euro verschuldet, noch auf absehbare Zeit ist er in seiner Handlungsfähigkeit finanziell eingeschränkt. Die ganz großen Erfolge blieben trotzdem aus. Nur ein einziges Mal spielte die Mannschaft in der Champions League. Das große Versprechen Hertha, für das auch der Manager mit dem berühmten Namen stand, wurde nie eingelöst.

Dass für Hoeneß in all seinen Jahren als Manager nur ein Titel – die deutsche Meisterschaft mit dem VfB Stuttgart im Jahr 1992 – heraussprang, ist eine dürftige Bilanz für jemanden, der als Träger des bayrischen Sieger-Gens gilt und Misserfolg immer als persönliche Zumutung verstanden hat. Noch vor drei Wochen hat Dieter Hoeneß im Abstiegskampf mit voller Überzeugung verkündet, dass es den VfL nicht erwischen werde: „Wir werden alles dagegen unternehmen.“

Dass das nicht einfach so dahergesagt war, hat Hoeneß in Berlin bewiesen, zuletzt in der ersten Saison von Lucien Favre als Trainer. Zu Beginn der Rückrunde stürzte Hertha durch ein 0:3 gegen Frankfurt in die Nähe der Abstiegszone. „Wir sind im Abstiegskampf, das ist klar“, sagte Favre, der damals alles andere als einen entschlossenen Eindruck machte. Hoeneß verbot seinem Trainer derart defätistische Äußerungen – am Ende wurde Hertha Zehnter.

Man kann daher durchaus darüber spekulieren, ob Hertha in der vorigen Saison auch dann abgestiegen wäre, wenn Hoeneß noch im Amt gewesen wäre. Vermutlich hätte er Favre nicht so schnell entlassen, wie es sein Nachfolger, der Berufsanfänger Michael Preetz, getan hat. Und ganz sicher wäre Dieter Hoeneß bei der Suche nach einem Retter niemals auf Friedhelm Funkel gekommen.

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