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Zu Gast bei Fremden. Zuletzt trug Nowitzki vor vier Jahren das Nationaltrikot, seitdem hat sich die Mannschaft stark verändert. Seit Montag trainiert er wieder mit.

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Dirk Nowitzki bei der Basketball-EM: Verdammte Verantwortung

Dirk Nowitzki ist zurück im Nationalteam. Die Rolle der deutschen Basketball-Ikone bei der EM wird größer sein, als ihm lieb ist - gezwungenermaßen.

Den Tag seiner Rückkehr stellte Dirk Nowitzki unter ein persönliches Motto. Beim Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichte er gestern ein Bild von sich selbst in einem T-Shirt mit der Aufschrift „Scoring never stops“. Für den Würzburger hört das Werfen, Treffen und Punkten scheinbar tatsächlich niemals auf. Nach vier Jahren Abwesenheit kehrte Nowitzki am Montag in den Kreis der deutschen Nationalmannschaft zurück. Der NBA-Profi von den Dallas Mavericks stieß im Trainingslager auf Mallorca zum Team von Bundestrainer Chris Fleming, am Abend absolvierte er im Vorbereitungscamp auch gleich eine Einheit mit der Mannschaft.

Knapp vier Wochen bleiben Fleming, um Nowitzki in die Mannschaft einzubauen. Am 5. September startet das deutsche Team in die Europameisterschaft mit der Vorrunde in Berlin. Der Bundestrainer hat es bislang vermieden, sich klar zu der Rolle zu äußern, die er für den Superstar vorgesehen hat. Womöglich muss Nowitzki auf dem Spielfeld mehr Verantwortung übernehmen, als ihm eigentlich lieb ist.

"Furchtlos spielen"

Der siebtbeste Werfer der NBA-Geschichte hat zuletzt immer wieder betont, er sei nicht mehr in der Lage, Spiele so zu dominieren wie zu seinen besten Zeiten. Im Jahr 2015 ist der 37-Jährige im Nationalteam noch mehr als in seinen bisherigen 141 Länderspielen darauf angewiesen, dass seine Mitspieler selbst die Initiative ergreifen, anstatt den Ball ehrfürchtig bei ihm abzuliefern und dann zuzusehen, was der Würzburger damit anstellt. Nowitzki wünscht sich, „dass die Jungs furchtlos spielen“. Diese Einstellung werde man brauchen, um die harte Vorrunde mit den Gegnern Spanien, Serbien, Italien, Türkei und Island zu überstehen.

Der Profi der Dallas Mavericks hat sich nach dem NBA-Saisonende fit gehalten, zuletzt trainierte er mit seinem Mentor Holger Geschwindner in Würzburg. Sein erstes Testspiel wird er in wenigen Tagen absolvieren, entweder am Freitag in Zagreb gegen Kroatien oder am Sonntag in Bremen gegen denselben Gegner. Insgesamt sechs Vorbereitungsspiele bleiben Fleming noch bis zum EM-Start.

Es mangelt an Alternativen

Der Bundestrainer muss nach etlichen Rückschlägen darauf hoffen, von weiteren schlechten Nachrichten verschont zu bleiben. Besonders die verletzungsbedingten Ausfälle auf der Power-Forward-Position wiegen schwer: Mit Daniel Theis und Elias Harris von Meister Bamberg und Maxi Kleber von Vizemeister Bayern München sagten Fleming gleich drei junge Power Forwards ab, die Nowitzki entlasten und ergänzen sollten. Der Ulmer Tim Ohlbrecht hatte dem Nationalteam schon vor Wochen abgesagt.

Ohne Theis, Harris, Kleber und Ohlbrecht mangelt es Fleming auf den großen Positionen an Alternativen, auf Nowitzki könnten mehr Spielminuten zukommen, als seinem Körper nach 17 NBA-Saisons guttut. Offensiv ist Nowitzki immer noch ein Ausnahmespieler, in der Verteidigung jedoch hat er inzwischen gegen jüngere und athletische Spieler große Probleme. Seit Nowitzki am 11. September 2011 das Nationaltrikot zum letzten Mal trug, hat sich das Team fast komplett ausgetauscht. „Es wird eine neue Situation für uns alle“, glaubt Nowitzki. „Es sind Spieler dabei, die ich noch nie getroffen habe.“ Die umgebaute Nationalmannschaft ist bislang in vier offiziellen Testspielen ungeschlagen und hat einen guten Eindruck hinterlassen.

Dennis Schröder von den Atlanta Hawks scheint gewillt zu sein, die Mannschaft zu führen. Der zweite deutsche NBA-Profi war zuletzt in zwei Partien gegen Tschechien mit 17 und 18 Punkten jeweils der beste deutsche Werfer. Auch vom Zusammenspiel zwischen Schröder und Nowitzki wird es abhängen, wie weit das deutsche Team bei der Europameisterschaft kommt. Dem sehr selbstbewussten Schröder ist es jedenfalls zuzutrauen, aus dem Schatten seines NBA-Kollegen Nowitzkis zu treten.

„Die Vorbereitungsspiele werden für mich schon wichtig sein, um mir den letzten Schliff und die letzte Kondition zu holen“, sagt Dirk Nowitzki. Um das Werfen, Treffen und Punkten macht er sich da weitaus weniger Sorgen: „Schießen verlernt man nie.“

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