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Darmstadts Trainer Dirk Schuster gibt vom Spielfeldrand Anweisungen.

© dpa

Dirk Schuster und Markus Weinzierl: Trainerwechsel: Das Ende eines Märchens

Mit Dirk Schuster und Markus Weinzierl gehen zwei Trainer, die maximale Hingabe predigen, vorzeitig von Bord. Was in Darmstadt und Augsburg passiert, passt nicht. Ein Kommentar.

Es war einmal in Darmstadt: Ein fast insolventer Verein an der Schwelle zur vierten Liga marschiert bis in die Bundesliga durch und hält sich, entgegen aller Wahrscheinlichkeiten, tatsächlich dort. Das Fußball-Märchen war nicht immer schön anzusehen, aber voller Leidenschaft und Hingabe vorgetragen.

Nun ist die Geschichte offenbar zu Ende. Dirk Schuster, der Erfolgs-Autor, hat offiziell um Freigabe gebeten, um Trainer beim FC Augsburg zu werden. Die Perspektive scheint für ihn derart reizvoll zu sein, dass dreieinhalb Jahr Aufbau-Arbeit in Darmstadt und das Versprechen am Saisonende, bleiben zu wollen, für ihn an Bedeutung verlieren. Der Verein wird ihn jetzt kaum halten können.

Das mag aus Schusters persönlicher Karrieresicht nachvollziehbar sein, aber für Darmstadt ist das eine Tragödie. Wenn Leistungsträger wie Torwart Christian Mathenia oder Torjäger Sandro Wagner gehen, mag das schmerzhaft sein, aber es ist zu verkraften. Denn sie waren keine individuellen Könner, sondern funktionierten sehr gut in einem Konzept. Und das Konzept hieß: Dirk Schuster. Ob Darmstadt mit den bescheidenen Mitteln noch einmal solch einen Vorarbeiter findet, ist fraglich. Der Abstieg in der kommenden Saison ist da wahrscheinlicher.

Der nahende Abgang von Schuster irritiert ebenso wie der seines Vorgängers in Augsburg: Markus Weinzierls Wechsel muss nur noch Schalkes Aufsichtsrat abnicken. Beide Trainer brillierten nicht unbedingt mit taktischen Finessen, sondern damit, dass sie die Identifikation und den Einsatz, den sie von ihren Spielern erwarteten, immer vorlebten, über das normale Maß hinaus. Deswegen passt es auch nicht, was da gerade in Darmstadt und Augsburg passiert. Ein Trainer als wichtigster Klub-Angestellter trägt mehr Verantwortung als ein Spieler, der nach Herzenslust vertragspokern kann und dem alles schnell verziehen ist. Daher könnten die Wechsel auch Schuster und Weinzierl persönlich schaden. Die unbedingte Hingabe für ihren Klub kauft man den beiden künftig nicht mehr so einfach ab. Das klingt nun alles eher wie ein Märchen.

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