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Sport: Diskret verlässlich

WM in Neu-Delhi: Der junge Berliner Martin Häner ist eine Stütze der Hockey-Nationalmannschaft

Berlin - Seine Freunde, so hat Martin Häner einmal in einem Fragebogen preisgegeben, schätzen an ihm vor allem seine Zuverlässigkeit, aber offensichtlich hat der junge Mann auch noch andere herausragende Eigenschaften. Diskretion zum Beispiel. Anfang des Jahres war es, die deutsche Hockey-Nationalmannschaft befand sich auf dem Rückweg von einem Lehrgang in Südafrika, die Spieler hatten gerade am Flughafen eingecheckt, da klingelte Häners Telefon. Es war eine höchst erfreuliche Information, die ihn fernab der Heimat erreichte. Häner, 21 Jahre alt, Innenverteidiger vom Berliner HC, war zu Deutschlands Hockeyspieler des Jahres gewählt worden. Ein Grund zu offensiver Freude eigentlich, Häner aber hielt die Nachricht während des gesamten Flugs unter Verschluss. „Es wäre mir irgendwie unangenehm gewesen, zu meinen Mitspielern zu gehen und zu sagen: Ach, ich bin übrigens …“, erzählt er. „Das ist nicht so meine Art.“

Bundestrainer Markus Weise hält das für typisch. Häner sei keiner, „der mit seinen Gefühlen hausieren geht“. Im Gegenteil. Der junge Berliner ist ein eher ruhiger und zurückhaltender Zeitgenosse. Nur auf dem Hockeyplatz muss er zunehmend gegen die eigene Natur anspielen – das bringt seine Position mit sich.

„Auf dem Platz bin ich in der Hierarchie relativ weit oben, weil ich die Ansagen mache“, sagt Häner. „Das war es aber auch.“ Der Berliner ist es, der von hinten über den Platz brüllt und die Kollegen taktisch anleitet. Als Innenverteidiger der Nationalmannschaft ist er Nachfolger solch prägender Hockey-Heroen wie Carsten Fischer, Florian Kunz, Philipp Crone oder Timo Wess. Die eigentliche Führungspersönlichkeit aber ist sein Nebenmann Max Müller. Der ist nur ein Jahr älter als Häner und doch schon Kapitän des Teams.

Deutschlands Verteidigung steht damit sinnbildlich für die Mannschaft, die heute in Neu-Delhi mit dem Spiel gegen Südkorea (14.05 Uhr) in die Weltmeisterschaft startet: Sie ist extrem jung, unerfahren dazu, aber willig und nicht zu unterschätzen. „Sie ist in der Lage, gute Turniere zu spielen“, sagt Bundestrainer Weise. „Ihr Potenzial ist groß.“

Doch es bleibt eine gewisse Unwägbarkeit. Einen derart extremen Umbruch, wie ihn die Deutschen zuletzt erlebt haben, hat keine andere der großen Hockey- Nationen zu verzeichnen. Aus dem Kader, der 2006 in Mönchengladbach Weltmeister wurde, sind nur noch drei Spieler dabei. Auch deshalb nimmt sich das offizielle Ziel – Einzug ins Halbfinale – nur auf den ersten Blick bescheiden aus. Angesichts der Gruppengegner Holland und Südkorea wird das schwer genug. „Wir haben auch Topleute“, sagt Martin Häner, „aber wir haben nicht die Weltklassespieler, die ein Spiel allein entscheiden.“

Markus Weise sieht den Berliner bei seiner ersten WM bereits in der zweiten Hierarchieebene. „Er hat sich sehr gut und sehr schnell zurechtgefunden“, sagt der Bundestrainer. „Trotz seiner jungen Jahre ist er sehr abgeklärt. Er hat eine große Übersicht und ein gutes Stellungsspiel.“ Schon mit 16 nahm Häner an einem Lehrgang der Nationalmannschaft teil, kurz vor der WM 2006 zählte er zum erweiterten Kader, ohne dass er sich echte Hoffnungen auf eine Teilnahme gemacht hätte; dafür war die Konkurrenz einfach zu groß.

Inzwischen ist das anders. Häner ist im vorigen Sommer mit der Nationalmannschaft Vize-Europameister geworden, auch bei der Champions Trophy belegte er mit Deutschland Platz zwei. Für die junge Mannschaft waren das respektable Ergebnisse. Für Häner nicht unbedingt: „Ich bin jemand, der nicht zufrieden ist, wenn er Zweiter wird.“

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