zum Hauptinhalt

Sport: Disziplin und andere Unwichtigkeiten Wie Trainer Hans Meyer die Hertha-Spieler im Trainingslager auf die Rückrunde vorbereitet

Maspalomas. Es war eine Mischung aus Unwissen und Unbedarftheit, die Alexander Madlung im Trainingslager einen Rüffel seines Trainers eingebracht hat.

Maspalomas. Es war eine Mischung aus Unwissen und Unbedarftheit, die Alexander Madlung im Trainingslager einen Rüffel seines Trainers eingebracht hat. Madlung, Fußballprofi bei Hertha BSC, war in Badelatschen zum Essen erschienen. Als der Trainer den Verstoß gegen die Kleiderordnung entdeckte, schickte er Madlung zurück auf sein Zimmer: die richtigen Schuhe anziehen. Die Geschichte liegt schon ein halbes Jahr zurück, der Trainer hieß Huub Stevens, und der hat immer großen Wert auf einheitliche Kleidung gelegt. Hans Meyer macht sich aus solchen Äußerlichkeiten wenig. Wenn die Spieler im blauen Hemd zum Frühstück erscheinen, ist das in Ordnung; wenn sie im beigen auftauchen, genauso.

Die Herthaner erleben zurzeit auf Gran Canaria eine Lässigkeit, die sie unter Stevens nicht gewohnt waren. Dass ein Trainer den Belegungsplan der Zimmer aufstellt, hält Meyer für „eine völlig unnötige Sache“. Die Spieler entschieden selbst. Wichtig ist die Disziplin auf dem Platz. Und da hat Manager Dieter Hoeneß „den Eindruck, dass die Mannschaft den Trainer gut angenommen hat“.

Dabei kann Meyer ziemlich laut werden, wenn ihm etwas nicht passt. Der Trainer hat deutliche Vorstellungen. Wenn er die Mannschaft bei der ersten Trainingseinheit im Estadio Municipal Maspalomas, dem städtischen Stadion, Handball spielen lässt, dann tut er das nicht, „damit wir in den Händen Fertigkeiten bekommen“. Es geht um das gleiche Prinzip wie beim Fußball: eine Anspielstation zu finden und sich gleich selbst wieder als Anspielstation anzubieten. Meyer schätzt Spieler, die sich vor der Ballannahme kurz umschauen und wissen, was sie mit dem Ball anfangen können.

Zehn Tage bleiben Herthas Profis auf Gran Canaria, und in dieser Zeit will Meyer die Mannschaft vor allem taktisch schulen. Sein Ziel ist es, „dass wir ein bisschen mehr vom eigenen Tor wegspielen“, dass die Stürmer die gegnerischen Abwehrspieler schon früh attackieren, damit der Abstand zum Tor nicht zu groß wird. Das käme vor allem Herthas Angreifern entgegen, die nicht die schnellsten und laufstärksten sind.

Um solche Dinge üben zu können, haben die Berliner bei der Organisation des Trainingslagers darauf geachtet, „dass wir gute Testspiele haben“, sagt Manager Hoeneß. „Dafür müssen wir Abstriche bei der Trainingsarbeit machen.“ Erst ab Ende der Woche haben die Berliner das Stadion in Maspalomas für sich alleine. Bis dahin werden sie gelegentlich auf einen zweiten Platz ausweichen. Beschweren wird sich aber schon deshalb niemand, weil der Veranstalter des Turniers in Maspalomas so gut wie alle Kosten (rund 70 000 Euro) des Trainingslagers übernommen hat.

Dass die Mannschaft zehn Tage im Süden bleibt, ist für Hans Meyer „nicht optimal. Eine Woche reicht eigentlich aus“. Nicht jeden Tag wird er daher die Belastung aufs Äußerste treiben. Den Fotografen jedenfalls hat er schon in Aussicht gestellt, dass sie die Spieler auch mal in einem Moment erwischen können, „wo die unter der Palme liegen“.

Zum Auftakt des Turniers in Maspalomas verlor Hertha gestern Abend 1:2 (0:1) gegen den RSC Anderlecht. Den Hertha-Treffer erzielte Mladenow, im Tor stand Fiedler. Im Spiel um Platz drei trifft Hertha morgen (18 Uhr) auf den Verlierer des heutigen Spiels zwischen Sparta Prag und dem Hamburger SV.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false