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Sport: DLV: Angeklagt in Monte Carlo

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) ist durch den "Dopingfall" Dieter Baumann unversehens vom Ankläger zum Angeklagten geworden. Mit der Entscheidung seines Councils, den Freispruch des Langstreckenläufers aus Leverkusen nicht zu akzeptieren und das Schiedsgericht (Arbitration Panel) anzurufen, hat der Weltverband IAAF die deutsche Federation in Verlegenheit gestürzt.

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) ist durch den "Dopingfall" Dieter Baumann unversehens vom Ankläger zum Angeklagten geworden. Mit der Entscheidung seines Councils, den Freispruch des Langstreckenläufers aus Leverkusen nicht zu akzeptieren und das Schiedsgericht (Arbitration Panel) anzurufen, hat der Weltverband IAAF die deutsche Federation in Verlegenheit gestürzt. "Der DLV ist Verfahrensgegner der IAAF. Das ist das eigentliche Problem. Es ist eine Maßnahme gegen den Athleten, aber Betroffener ist der Verband", urteilte Clemens Prokop, Vizepräsident für Recht im DLV.

Derweil sieht sich Baumann in allen Punkten bestätigt, obwohl die IAAF seinen Fall noch einmal aufrollen wird. "Ich habe vorher gesagt, dass es keine Überraschungen in Monte Carlo geben wird. Der DLV-Rechtsausschuss ist die letzte Instanz, und das Urteil ist ein Freispruch. Dies gilt auch für die IAAF", meinte der 5000-m-Olympiasieger. "Ich kann meine Wettkämpfe laufen." Bis zu seinem vierten Olympia-Start tritt der Schwabe am Sonnabend über 1500 m in Hechtel (Belgien) an, danach folgen das Golden-League-Meeting in Zürich (11. August) und das Sportfest in Leverkusen (20. August). Baumann: "Es ist gut, mehr Sicherheit zu haben, planbare Sicherheit. Ich bin ganz sicher, dass ich bei Olympia starten werde." Sein Anwalt Michael Lehner bewertete die Entscheidung am Donnerstag im ARD-Morgenmagazin als "sportpolitisch salomonisch".

Dabei hat Baumann, bei dem im Oktober und November vorigen Jahres zwei Urinproben das verbotene anabole Steroid Norandrostendion aufwiesen, in erster Linie den Zeitfaktor auf seiner Seite. Denn das Council hat dem Schiedsgericht zwar empfohlen, den "Fall Baumann" vor dem 15. September zu behandeln, doch lassen die bis dahin verbleibenden sechs Wochen kaum Spielraum dafür. "Wünschenswert wäre, wenn der Fall vor den Olympischen Spielen abgeschlossen wäre. Denn es wäre ein Horrorszenario: Dieter Baumann gewinnt eine Medaille und wird anschließend verurteilt. Aber ich bin skeptisch, ob es aus logistischen Gründen noch vor den Olympischen Spielen stattfindet", erklärte Prokop. Er befürchtet nun, "dass der Fall Dieter Baumann zur unendlichen Geschichte wird". Und damit für den DLV auch immer teurer. Denn nach Insiderinformationen hat das Verfahren bisher schon fast eine viertel Million Mark verschlungen.

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