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Foto: Kai-Uwe Heinrich

© Kai-Uwe Heinrich tsp

Sport: Dominant schüchtern

Füchse setzen gegen Melsungen auf Regisseur Jaszka

Berlin - Mit einem Schlag könnten die Füchse um eineinhalb Millionen Euro reicher sein. Doch auf dieses Geld sind die Berliner nun wahrlich nicht scharf. Diese hohe Summe ist ohnehin nur so eine Art Lebensversicherung, dass erst gar kein Kontrahent auf die Idee kommt, ihnen ihren wichtigsten Spieler weglocken zu wollen. „So hoch wäre die Ablösesumme für Baba, der bei uns noch drei Jahre vertraglich gebunden ist“, sagt Bob Hanning.

Und dann gerät der Geschäftsführer des Berliner Handball-Erstligisten geradezu ins Schwärmen über jenen Bartlomiej Jaszka, den sie alle nur mit seinem Spitznamen Baba anreden: „Er gehört zu den drei besten Mittelspielern der Welt, ich kenne keinen, der besser ist.“ Bereits bei der EM im Januar in Österreich, als er mit Polen auf Rang vier kam, hatte sein Nationaltrainer Bogdan Wenta dem 26-Jährigen prophezeit: „Als Regisseur kann er ein ganz Großer werden.“

Die Füchse können sich glücklich schätzen, diese Fähigkeiten beim 2007 von Zaglebie Lubin verpflichteten Jaszka rechtzeitig erkannt zu haben. Er ist mittlerweile zu einem großen Problem für die Gegner geworden, deren Trainer sich vor allem darüber Gedanken machen, wie sie seine Kreise eingrenzen können. Das wird dem Dänen Ryan Zinglersen nicht anders gehen, der am Sonntag mit der MT Melsungen (17 Uhr, Max-Schmeling-Halle) antritt. Er weiß, dass Jaszka ein Spiel enorm schnell führen kann, oft gleich zwei Mann aus der Abwehr auf sich zieht und dann auch noch torgefährlich ist. Der erfahrene Coach Rolf Brack musste deswegen zuletzt nach dem Spiel seiner Balinger in Berlin fast schon resignierend eingestehen: „Jaszka haben wir nicht in den Griff bekommen, das war entscheidend.“ So siegten die Füchse 30:26. Aber auch beim 29:25 in Großwallstadt war Jaszka in der zweiten Halbzeit der große Antreiber.

Jaszka selbst ist dieses viele Lob eher peinlich. In spärlichem Deutsch sagt er bescheidene Sätze wie: „Ich fühle mich wohl in Berlin“, „Alles ist okay und macht Spaß“ und „Die Füchse sind eine gute Mannschaft“. Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson sieht nicht nur hier noch einiges an Potenzial bei seinem Regisseur: „Das Deutsch muss er noch verbessern, aber auch von der Persönlichkeit her noch bestimmender auftreten.“ Mit anderen Worten: Jaszka geht noch zu wenig aus sich heraus. Er habe das Gefühl, wann er Gas geben muss und wann das Tempo im Spiel herauszunehmen ist, aber seine Präsenz sei noch ziemlich zurückhaltend. „Daran arbeiten wir“, sagt Sigurdsson. Auch gegen die Melsunger Turngemeinde, die noch nie in Berlin gewinnen konnte und gegen die man beim Hinspiel mit 31:25 gesiegt hatte.

Mit einem Erfolg wären die Füchse weiterhin im Rennen um einen Europapokalplatz. Aber damit längst noch nicht so weit, wie es Jaszka zu Saisonbeginn prophezeit hatte. Da hatte er die Füchse am Ende bereits auf Rang fünf gesehen. Aber dazu fehlen noch einige Spieler seiner Preisklasse.

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