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Geschlossen nach oben. Dominic Peitz (M.) und Holstein Kiel in Liga Zwei.

© Carsten Rehder/dpa

Sport: Dominic Peitz und Holstein Kiel auf dem Weg nach oben

Der frühere Spieler von Union Berlin holt mit Aufsteiger Holstein Kiel die Herbstmeisterschaft in der Zweiten Liga.

Von David Joram

Dominic Peitz hat am Montagabend nicht gebibbert und gezittert. Selbst den Sportsender Sky hat der 33-Jährige missachtet, obwohl da ja stets großflächig über Peitz' Lieblingsbeschäftigung berichtet wird. Zur Prime-Time am Montagabend flimmerte also kein Fußballspiel über die Peitz'sche Mattscheibe. Warum auch ständig Fußball schauen, wenn man, wie Peitz, selbst allwöchentlich spielt, obendrein ganz ordentlich und derzeit sehr erfolgreich.
Prinzipiell hat Peitz, für den der Profifußball ohnehin "eine Scheinwelt" ist, ja recht mit seiner Einstellung. Zumindest am Montagabend hätte sich der Mittelfeldspieler der KSV Holstein Kiel aber mal einen TV-Kick gönnen können, dazu ein Fläschchen Schampus, Scampi und Kaviar. Düsseldorf spielte gegen Nürnberg, die Gäste gewannen 2:0 – weshalb der Schampus durchaus hätte fließen können. Weil nämlich Nürnberg gewann, gewann auch Holstein Kiel und zwar die Herbstmeisterschaft.

"Dass wir Herbstmeister geworden sind, habe ich erst durch eine Online-Meldung erfahren", sagt Peitz trocken. Schampus und Scampi gab es auch nicht. Irgendwie scheint die Halbzeitführung halt doch nicht von jener großen Bedeutung zu sein, die ihr medial gerne angedichtet wird. Sie ziert nun mal keinen Briefkopf. Es wird auch keine Schale überreicht. Und trotzdem dürfen Kiels Fußballer, Peitz eingeschlossen, mächtig stolz auf das Erreichte sein. "Nach 17 Spieltagen kann man sagen: Die Tabelle lügt nicht", sagt Peitz. Recht hat er.

Wie der Aufsteiger in Liga Zwei regelrecht durchgestartet ist, weckt Erinnerungen an den Durchmarsch des SV Darmstadt 98. Peitz wiegelt ab. "Wir lassen uns von der Tabelle nicht blenden. Wenn wir in fünf Jahren wieder unten, also in Liga drei, sein sollten, haben wir davon auch nichts." Da liegt der frühere Spieler des 1. FC Union natürlich richtig. Und Understatement gehört ohnehin zum Geschäft. Insgeheim wissen sie in Kiel aber von der Möglichkeit, die Zweite Liga nach nur einer Saison wieder zu verlassen – selbstredend nach oben. "Wir haben keinen Kraftakt hinlegen müssen, es war auch kein Glück“, urteilt Peitz. Er sagt auch: „ Spielerisch war das ganz ansehnlich, was wir geboten haben. Das gibt ein gutes Gefühl, es zeigt, dass unser Plan funktioniert."

Anfang und Köln? "Wir sprechen in der Kabine über viele Themen"

Am zweiten Spieltag, als die Kieler 3:4 bei Union Berlin verloren, zeigten sie schon ihre Offensivqualitäten. Mit Marvin Ducksch (10 Tore), Dominick Drexler (8), Kingsley Schindler (5) und Steven Lewerenz (4) verfügt Kiel über vier torgefährliche Spieler, die sich die Bälle gegenseitig selbst servieren. Dass unter der enormen Offensivpower nicht die Defensive leidet, ist der Verdienst von Trainer Markus Anfang. Er versteht es, Spielfreude und Sicherheit zu vereinen.

"Wir sprechen in der Kabine über viele Themen", sagt Peitz. Heißt also: Auch über Anfang und den 1. FC Köln, der angeblich an Anfang interessiert ist. "Der Trainer macht weiterhin einen guten Job", findet Peitz. Vieles dürfe man nicht überinterpretieren. Peitz ist erfahren, er weiß, dass ein ruhiges Umfeld wichtig ist. Die Dinge verkomplizieren sich sowieso.

Gegen Kiels Offensivstärke reagieren die Konkurrenten, indem sie tiefer verteidigen. "Jetzt kommt die Phase, in der wir mehr Ballbesitz und mehr vom Spiel haben werden. Da müssen wir neue Wege finden", fordert Peitz. Er sagt aber auch: "Falls uns das auch gelingt, schauen wir mal, was noch möglich ist."

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